Schaden Energydrinks dem Herzen dauerhaft?

(kib) Energy Drinks enthalten hohen Mengen an Koffein. Das wirkt sich direkt auf das Herz-Kreislauf-System aus. Ob die akuten Effekte bei Teenagern auf Dauer nachteilig wirken, untersuchten Forschende in der EDKAR-Studie. Die Ergebnisse liegen nun vor.

02.09.2025

Teenager mit Kopfhörern vor dem PC trinkt Energydrink.
© Foto: Aboltin / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)
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Bei hohem Konsum von Energydrinks kann es beispielsweise zu Herzrasen oder einem Anstieg des Blutdrucks kommen. Nun untersuchten Forschende vom Bundesinstitut für Risikobewertung und von der Charité Universitätsmedizin Berlin in der EDKAR-Studie (Energy Drinks und KARdiologisches Risiko) Jugendliche mit einem hohen Konsum solcher Getränke über mindestens ein Jahr. Sie wollten herausfinden, ob sich dieses Verhalten dauerhaft nachteilig auf die Herzgesundheit auswirkt.

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Die Eckdaten der Studie

Die Forschenden befragten zunächst mehr als 5.000 Berliner Schülerinnen und Schüler zwischen 15 und 18 Jahren zu ihrem Konsum von Energy Drinks und zu zahlreichen anderen Lebensstilfaktoren, etwa ob und wie viel sie rauchen oder Alkohol trinken.

Jugendliche, die angaben, seit mindestens einem Jahr an mindestens vier Tagen in der Woche Energy Drinks getrunken zu haben und damit täglich allein über diese Getränke mehr als drei Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht aufgenommen hatten, wurden zu einer kardiologischen Untersuchung eingeladen.

Wie viel Koffein ist unschädlich?

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hält eine tägliche Aufnahme von drei Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht bei Kindern und Jugendlichen für gesundheitlich unbedenklich.

Jugendliche mit einem Körpergewicht von 50 Kilogramm würden diesen Wert beim Verzehr von zwei handelsüblichen Energy Drinks (80 mg Koffein je 250 Milliliter-Dose) bereits überschreiten.

Insgesamt wurden kardiologische Daten von 97 Jugendlichen mit chronisch hohem Konsum mit denen von 160 Jugendlichen einer Kontrollgruppe verglichen. Die Jugendlichen der Kontrollgruppe hatten in den vergangenen zwölf Monaten keine Energy Drinks getrunken und aus anderen Quellen wie Kaffee oder Tee nicht mehr als 80 Milligramm Koffein in der Woche aufgenommen.

Es wurden der Blutdruck und die Herzrate gemessen, im EKG (Elektrokardiogramm) die Herzfrequenz und der Herzrhythmus bestimmt und mit der Echokardiographie die Herzstruktur und -funktion genau analysiert.

Keine Veränderungen am Herzen

Die Auswertung ergab, dass bei den hier untersuchten Jugendlichen ein chronisch hoher Energy Drink-Konsum keinen Einfluss auf die Herzgesundheit hatte. Es zeigten sich bei den untersuchten Parametern keine statistisch bedeutsamen und/oder klinisch relevanten Unterschiede zwischen chronischen Hochkonsumenten und der Kontrollgruppe, berichtet das Bundesinstitut für Risikobewertung über die Ergebnisse.

Fast die Hälfte der Vielverzehrenden gab an, schon einmal unerwünschte Wirkungen nach dem Konsum eines Energy Drinks verspürt zu haben. Die Betroffenen berichteten demnach am häufigsten von Herzklopfen oder Herzrasen, schlechtem Schlaf, Kopfschmerzen und einem Druck- bzw. Engegefühl in der Brust.

Obwohl die bekannten akuten Effekte hoher Koffein-Dosen auf das Herzkreislaufsystem also auch bei den Studienteilnehmenden mit chronisch hohem Energy Drink-Konsum vermehrt aufgetreten waren, scheinen sie am Herzen zunächst keine Spuren hinterlassen zu haben.

„Die Daten legen nahe, dass das Herzkreislaufsystem der Heranwachsenden anpassungsfähig genug ist, mögliche negative Auswirkungen der Energy Drinks aufzufangen, zumindest für eine Zeit“, erläutert Professorin Cornelia Weikert, Leiterin des Humanstudienzentrums Gesundheitlicher Verbraucherschutz am Bundesinstitut für Risikobewertung. Auch Gewöhnungseffekte spielten dabei vermutlich eine Rolle.

Allerdings zeigen die Studienergebnisse auch: Jugendliche, die große Mengen an Energy Drinks trinken, rauchen im Vergleich zur Kontrollgruppe häufiger Tabak und Marihuana, trinken mehr Alkohol und schlafen weniger – sie zeigen damit vermehrt Verhaltensweisen, die die Herzgesundheit auf lange Sicht gefährden können.

Vorsicht bei Vorerkrankungen

Ob und wie sich ein längerfristiger hoher Konsum gegebenenfalls in späteren Jahren auf die Gesundheit auswirken könnte, ist unklar. Potenziell gefährdet sind nach Ansicht der Forschenden vor allem Menschen mit Vorerkrankungen oder mit zusätzlichen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Besondere Vorsicht sei auch geboten beim gleichzeitigen Verzehr von Energy Drinks und Alkohol oder anderen Partydrogen – mit Blick auf akute, aber auch auf langfristige gesundheitliche Folgen.

Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung

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