Schon Neandertaler hatten Fettleber

(kib) Heutzutage gilt eine Fettleber als ungünstig und Risikofaktor für Folgeerkrankungen wie die Leberzirrhose. Für die Neandertaler war sie möglicherweise ein Schutzfaktor vor Kälte. Neue Genomanalysen unterstützen diese Annahme.

22.03.2024

Rekonstruktion einer Neandertalergruppe.
© Foto: Johannes Krause, Neandertal group by Atelier Daynes, Paris, France. In: Museum of the Krapina Neanderthals, Krapina, Croatia
Anzeige

Ein gemeinsames Forschungsprojekt der Universitätskliniken Würzburg und Homburg und des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig ermöglicht neue Einblicke in die evolutionären Grundlagen menschlicher Stoffwechselerkrankungen. Die relevanteste Genvariante, die für Fettlebererkrankungen verantwortlich ist, stammt aus der Zeit vor der Abspaltung vom Neandertaler. In alten Genomen dieser archaischen Menschen lag die Häufigkeit der Variante des PNPLA3-Gens bei 100 Prozent, möglicherweise aufgrund von Vorteilen bei der Kälteanpassung, berichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von ihren Studienergebnissen.

Aktueller Podcast

Früher Schutz-, heute Risikofaktor

In unserer heutigen Zeit gilt die Fettleber als Erkrankung und ist ein bekannter Risikofaktor für eine Leberfibrose und -zirrhose bis hin zum hepatozellulären Karzinom. Neben einem ungesunden Ernährungs- und Lebensstil ist jedoch auch das Vorhandensein bestimmter Allele mit einem höheren Risiko einer Leberverfettung assoziiert.

Für das Forscherteam neu: Insbesondere die Genvariante rs738409 des PNPLA3-Gen ist wesentlicher Faktor für die Entstehung einer Fettleber. Das PNPLA3-Gen codiert für ein Enzym, welches am Fettstoffwechsel in der Leber beteiligt ist.

Dabei geht eine bestimmte Variante dieses Gens, nämlich rs738409, mit einem höheren Risiko der Leberverfettung einher. Die Frühmenschen vor über 40.000 bis 65.000 Jahren wiesen der Studie zufolge zu 100 Prozent dieses Risikoallel auf. Im Vergleich dazu war bei den Primaten lediglich der Wildtyp vertreten. 

„Fettleber-Gen“ geerbt?

Das Team geht von einem potenziellen Überlebensvorteil aus. Denn die Fähigkeit, schneller Fett einzuspeichern, sei gerade zu damaligen eiszeitlichen Bedingungen von Vorteil gewesen. Ob wir nun das „Fettleber-Gen“ von den Neandertalern geerbt haben, könne nicht abschließend geklärt werden, heißt es weiter, aber es liege nahe, dass eine der vielen PNPLA3-Varianten aus dem Genom von Neandertalern stamme.

Quelle: IDW, Ärzte Zeitung

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *