Spermidin: Hoffnungsträger in der Anti-Aging-Forschung
Mit Beginn unseres Lebens werden wir jeden Tag ein bisschen älter. Dieser biologische Prozess ist unumkehrbar und geht mit zunehmender Lebensdauer mit einer Vielzahl von krankhaften Veränderungen einher, die etwa zu Herzschwäche (Herzinsuffizienz), dem Verlust von Nervenzellen (Neurodegeneration) oder einer verminderten Stoffwechselaktivität führen können.
Ein Faktor für die altersbedingten Veränderungen liegt darin, dass bestimmte zelluläre Reinigungsprozesse nicht mehr gut funktionieren. Die Autophagie ist eine Art Recyclingsystem, das überflüssige oder beschädigte Bestandteile der Zelle abbaut und wiederverwertet. Dieser molekulare Aufräummechanismus hält die Zellen fit und schützt vor vielen Krankheiten. Mit zunehmendem Alter gerät die Autophagie jedoch ins Stocken.
Bekannt ist, dass Spermidin, eine natürliche (endogene) Substanz, die in jeder Zelle vorkommt, in den Zellen die Autophagie aktiviert. Dadurch werden eingedrungene Krankheitserreger, fehlerhafte Proteine oder nicht mehr funktionstüchtige Zellbestandteile abgebaut.
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Vor diesem Hintergrund untersuchte das Team aus Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen, welche Effekte es hat, wenn gealterte Mäuse sechs Monate lang Spermidin über das Trinkwasser bekommen. Ergebnis: Die Tiere zeigten deutliche Anti-Aging-Effekte, verglichen mit nicht-behandelten, altersgleichen Tieren.
So sorgte die Spermidin-Zufuhr dafür, dass die Tiere weniger Nieren- und Leberschäden entwickelten. Auch waren ihre Gehirne besser mit Glukose versorgt und der altersbedingte Haarverlust fiel deutlich geringer aus als bei der Kontrollgruppe. Kahle Stellen auf dem Rücken, wie für ältere Mäuse typisch, zeigten sich Dank der Spermidinversorgung kaum.
Spermidin
Spermidin ist eine endogene, natürliche Substanz. Es wurde erstmals in der männlichen Samenflüssigkeit entdeckt, was der Substanz ihren Namen gab. Inzwischen ist bekannt, dass Spermidin in allen Körperzellen existiert und bestimmte Darmbakterien in der Lage sind, diesen Stoff zu bilden.
Der Hauptanteil muss jedoch über die Nahrung aufgenommen werden. In größeren Mengen kommt Spermidin in Weizenkeimen, Käse, Sojaprodukten und Hülsenfrüchten vor.
Besonders interessant ist für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jedoch der herzschützende Effekt von Spermidin. In ihren Untersuchungen stellten sie fest, dass die kardio-protektive Wirkung mit einer verminderten Telomerverkürzung im Herzgewebe in Verbindung steht ist. Hier heißt es in der Mitteilung: „Die Telomere waren bei den Spermidin-supplementierten Mäusen ähnlich lang wie bei jungen Tieren“.
Da die Alterungsprozesse in den Zellen von Mäusen ähnlich wie in unseren Körperzellen ablaufen, könnte eine Spermidin-Zufuhr als Nahrungsergänzung auch beim Menschen vor vielen altersbedingten Krankheiten schützen, hoffen die Forschenden.
Quelle: IDW