Spinnenphobie ist angeboren

(kib) Spinnen und Schlangen, bei vielen Menschen rufen sie Angst und Ekel hervor. Bisher war umstritten, ob diese Abneigung angeboren oder erlernt ist. Wissenschaftlerinnen am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig und der Uppsala University, Schweden, haben nun herausgefunden, dass sie in uns angelegt ist.

24.10.2017

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© Foto: Martina Berg / stock.adobe.com
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Vermutlich sind in Deutschland die meisten noch nie einer giftigen Spinne oder Schlange in freier Natur begegnet. Es gibt hierzulande schlichtweg keine Spinnen, die dem Menschen gefährlich werden könnten. Auch an Schlangen gibt es nur zwei Arten, die zwar giftig, aber so selten sind, dass man kaum auf sie trifft.

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Dennoch fürchten sich viele Menschen vor diesen Tieren. Diese Furcht kann sich bis zu einer echten Angststörung entwickeln, die die Betroffenen in ihrem Alltag einschränkt. Sie sind ständig in Alarmbereitschaft und betreten keinen Raum bevor er nicht als „spinnenfrei“ erklärt wurde oder gehen nicht in die Natur aus Angst, sie könnten einer Schlange begegnen. In Industrienationen sind immerhin etwa ein bis fünf Prozent von einer echten Phobie gegenüber diesen Tieren betroffen.

Bislang war umstritten, wie es zu dieser allgemein verbreiteten Abneigung oder gar Angststörung kommt. Nun machten die Wissenschaftlerinnen eine entscheidende Beobachtung: Bereits bei Babys wird eine Stressreaktion ausgelöst, wenn sie Schlangen oder Spinnen sehen. Und das bereits im Alter von sechs Monaten, einem Alter, in dem sie noch sehr immobil sind und kaum Gelegenheit dazu hatten, zu lernen, dass diese beiden Tiergruppen schlecht seien.

„Als wir den Kleinen Bilder einer Schlange oder Spinne zeigten statt etwa einer Blume oder eines Fischs gleicher Farbe und Größe, reagierten sie mit deutlich vergrößerten Pupillen“, so die Neurowissenschaftlerin Stefanie Hoehl. „Das ist bei gleichbleibenden Lichtverhältnissen ein wesentliches Signal dafür, dass das noradrenerge System im Gehirn aktiviert wird, das mit Stressreaktionen in Verbindung steht.“ Selbst die Kleinsten sind also beim Anblick dieser Tiergruppen bereits gestresst.

„Wir gehen daher davon aus, dass die Angst vor Schlangen und Spinnen einen evolutionären Ursprung hat. Bei uns, und auch bei anderen Primaten, sind offensichtlich von Geburt an Mechanismen im Gehirn verankert, durch die wir sehr schnell Objekte als ‚Spinne’ oder ‚Schlange’ identifizieren und darauf reagieren können.“ Diese offensichtlich angeborene Stressreaktion prädestiniere uns wiederum sehr stark dafür, Spinnen und Schlangen als gefährlich oder eklig zu erlernen. Wenn dann noch weitere Faktoren hinzukommen, kann sich daraus eine echte Angst oder gar Phobie entwickeln. „Eine starke, panische Abneigung der Eltern oder auch die genetische Veranlagung zu einer überaktiven Amygdala, die wichtig für die Bewertung von Gefahren ist, können hier schnell aus einer erhöhten Aufmerksamkeit gegenüber diesen Tieren eine echte Angststörung entstehen lassen.“

Das Interessante dabei: Aus anderen Studien ist bekannt, dass Babys Bilder von Nashörnern, Bären oder anderen Tieren, die uns theoretisch ebenfalls gefährlich werden können, nicht mit Angst assoziieren. 

Quelle: IDW

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