Tiere können Pflanzensterole herstellen

(kib) Forschende des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie in Bremen haben winzige darmlose Würmer im Mittelmeer entdeckt, die selbst Phytosterole herstellen können. Eine überraschende Entdeckung, denn bisher ging man davon aus, dass das nur Pflanzen können.

22.05.2023

Der darmlose marine Wurm Olavius algarvensis unter dem Mikroskop
© Foto: Rebekka Jahnke / Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie
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Cholesterol und Phytosterol sind Sterole: Fettverbindungen, die für viele biologische Prozesse unverzichtbar sind, beispielsweise, damit die Zellwände funktionieren. Bislang war man der Ansicht, dass nur pflanzliche Organismen Phytosterole und tierische Organismen Cholesterol herstellen können. Daher überrascht die Entdeckung der Max-Planck-Forschenden: Sie fanden heraus, dass Olavius algarvensis, ein kleiner Wurm, der in Seegraswiesen im Mittelmeer lebt, deutlich größere Mengen an Phytosterolen als an Cholesterol enthält.

Wurm stellt Phytosterole selbst her

Die Max-Planck-Forschenden, gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen vom Bremer MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, der Universität Münster, der Universität Hamburg, der North Carolina State University und dem Imperial College London, nutzten eine Vielzahl von Methoden, um zu beweisen, dass der Wurm selbst die Phytosterole, hauptsächlich in Form von Sitosterol, herstellt.

Studie zeigt erstmalig, dass Tiere Pflanzensterole synthetisieren können

Unter anderen sequenzierten sie die DNA und RNA des Wurms, analysierten seine Proteine und Metabolite und machten Bildaufnahmen von der Verteilung der Sterole im Wurmkörper. Ihre Studie zeigt erstmalig, dass Tiere Pflanzensterole synthetisieren können.

Vom Wurm zur Koralle

Eine weitere Überraschung erlebten die Forschenden, als sie feststellten, dass die erforderliche Gene, um Sitosterol aus Vorläufersubstanzen des Cholesterols herzustellen, im Tierreich weit verbreitet sind. Sie stießen auf insgesamt fünf Tiergruppen, die Gene besitzen, um Phytosterole herzustellen. Neben dem oben genannten Wurm, zählen auch Korallen, Regenwürmer, Muscheln und Schnecken dazu.

Forschung für die Gesundheit

Zahlreiche neuere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Phytosterole gut für Menschen sein können. Es gibt Hinweise, dass sie die Cholersterinwerte im Blut verbessern und dadurch die Gefahr von Herzinfarkten und Schlaganfällen verringern können. Wie genau, ist noch nicht klar. Die Forschenden des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie sind jedoch überzeugt, dass der kleine Meereswurm Olavius algarvensis ein hervorragender Modellorganismus ist, um die positive Rolle von Pflanzensterolen für die Gesundheit des Menschen besser zu verstehen.

Quelle: IDW

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