Verbrennungen lösen bei Kindern Atemwegsinfekte aus

(cs/fast) Kinder mit Brandverletzungen müssen einer australischen Studie zufolge ungewöhnlich häufig wegen Erkrankungen der Atemwege stationär behandelt werden – selbst wenn sie keinen Rauch eingeatmet haben und die Verbrennungen Jahre zurückliegen.

27.10.2016

News_Verbrennungen
© Foto: st-fotograf / fotolia.com
Anzeige

Verbrennungen rufen vielfältige systemische Reaktionen hervor. So werden unter anderem das Immunsystem, die Gerinnungskaskade sowie inflammatorische Prozesse aktiviert. Häufig machen nicht nur die Hautverletzungen Probleme, es kommt langfristig auch zu Erkrankungen der Lunge, und zwar selbst dann, wenn die Kinder keinen Rauch inhaliert haben. Denn auch Entzündungsprozesse und Wiederbelebungsmaßnahmen scheinen die Anfälligkeit für respiratorische Erkrankungen zu steigern.  

Aktueller Podcast

In jüngerer Zeit mehren sich Hinweise, dass das Immunsystem auch Schäden in den verschiedensten Bereichen davontragen kann, die weitaus länger nachwirken als bislang angenommen. Und dies gilt offenbar nicht nur für schwerstverletzte Brandopfer. Forscher der University of Western Australia haben jetzt die Daten einer populationsbasierten Längsschnittstudie von Kindern untersucht, die im Alter unter fünf Jahren eine Hautverbrennung ohne Rauchvergiftung erlitten hatten und deshalb zwischen 1980 und 2012 stationär behandelt worden waren. 

43 Prozent der Studienteilnehmer hatten weniger schwere Brandverletzungen (≤ 20 % der Körperoberfläche), ein Prozent schwere (≥ 20 % Körperoberfläche), und bei 56 Prozent der Patienten lagen keine Angaben vor. Die Daten der 5290 Brandopfer wurden denen einer Kontrollgruppe von 27 061 unverletzten, gleichaltrigen Kindern des australischen Geburtsregisters gegenübergestellt. 

Nach Berücksichtigung demografischer Faktoren und dem Gesundheitszustand zum Zeitpunkt der Verbrennung zeigte sich im Vergleich zu den Kontrollprobanden eine höhere Anfälligkeit der Brandopfer für respiratorische Krankheiten. Die Kinder mussten insgesamt 1,24-mal häufiger wegen Atemwegserkrankungen stationär behandelt werden. Besonders häufig kam es zu Krankenhausaufenthalten wegen Influenza und Pneumonie. In Subgruppenanalysen lag das Risiko der Brandopfer für eine stationäre Behandlung wegen einer Influenza oder einer viralen Pneumonie um 78 Prozent höher als in der Kontrollgruppe, wegen einer bakteriellen Pneumonie um 34 Prozent und wegen anderer respiratorischer Infektionen um 65 Prozent höher. 

Die australischen Wissenschaftler vermuten, dass immunsuppressive Effekte von Verbrennungen bei einigen Kindern mindestens bis zu zehn Jahre nach der Wundheilung anhalten könnten. Zwar sei der zugrunde liegende Mechanismus noch nicht geklärt, man gehe aber davon aus, dass die Auswirkungen akuter Entzündungen und der Immunantwort über die Wundheilung hinaus persistierten.

Quelle: Ärzte Zeitung

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *