Was Händigkeit und neurologische Erkrankungen verbindet

„Dass Links- oder Gemischthändigkeit bei Patientinnen und Patienten mit bestimmten neurologischen Erkrankungen wie Autismus-Spektrum-Störungen auffällig häufig vorkommt, ist eine oft berichtete Beobachtung aus der Praxis“, heißt es in der Pressemitteilung der Ruhr-Universität Bochum. Ein Forschungsteam aus Bochum, Hamburg, Nimwegen und Athen ist diesen Zusammenhängen nun genauer auf den Grund gegangen.
Zusammenhang mit Sprache
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werteten vorhandene Metaanalysen nochmals unter einem neuen Blickwinkel aus. Sie vermuteten, dass eine abweichende Händigkeit mit Erkrankungen in Verbindung stehen könnte, deren Symptome mit Sprache zu tun haben.
„Sprache ist wie die Händigkeit im Gehirn sehr einseitig beheimatet, weswegen es naheliegt, dass die Entwicklung von beidem und ihre Störungen zusammenhängen könnten“, erläutert Dr. Julian Packheiser vom Institut für Kognitive Neurowissenschaft der Ruhr-Universität Bochum die Hypothese der Forschenden.
Darüber hinaus vermuteten die Forschenden, dass Links- oder Gemischthändigkeit besonders häufig in Verbindung mit Erkrankungen auftreten könnte, die sehr früh im Leben entstehen. Denn auch die Händigkeit ist sehr früh in der Entwicklung festgelegt.
Hypothesen bestätigt
Beide Annahmen hätten sich bestätigt, heißt es in der Mitteilung weiter: Links- oder Gemischthändigkeit tritt der Analyse zufolge bei Personen mit Dyslexie, einer Störung der Lesefähigkeit, zum Beispiel statistisch signifikant häufiger auf als bei gesunden Personen.
Auch bei Autismus, der in schweren Fällen mit Kommunikationsstörungen einhergeht, und bei Schizophrenie, bei der Betroffene mitunter Stimmen hören, gibt es sowohl sprachliche Symptome als auch gehäuft Personen, deren linke Hand dominant ist ist oder die beide Hände gleichermaßen nutzen.
Die Häufung der abweichenden Händigkeit ließ sich zudem, wie vermutet, bei Erkrankungen umso häufiger nachweisen, je früher sich die Symptome manifestieren. „Bei Menschen mit Depressionen, die durchschnittlich erst um die 30 Jahre auftreten, konnten wir keinen Zusammenhang nachweisen“, berichtet Packheiser.
Die Forschenden sehen in ihren Ergebnissen einen Beleg dafür, dass die Händigkeit und verschiedene neuronale Entwicklungsstörungen durch teilweise überlappende Prozesse in der frühen Hirnentwicklung beeinflusst werden.
Quelle: IDW