Weltnichtrauchertag: „Sag ja zum Rauchverzicht“

(kib) Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat den diesjährigen Weltnichtrauchertag am 31. Mai unter das Motto „Sag ja zum Rauchverzicht“ gestellt. Das „Ja“ zum Rauchausstieg sollte dabei nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin auch ein „Ja“ zum Verzicht auf E-Zigaretten beinhalten.

31.05.2021

Junge blonde Frau raucht eine E-zigarette als
© Foto: Nils Weymann / Panther Media / picture alliance (Symbolbild mit Fotomodell)
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Bei elektronischen Zigaretten (E-Zigaretten) wird eine meist nikotinhaltige Flüssigkeit, das Liquid, erhitzt und vernebelt. Anstelle von Rauch, der beim Verbrennen von Tabak freigesetzt wird, atmen Konsumentinnen und Konsumenten ein Aerosol feinster Liquid-Tröpfchen ein.

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„Ebenso wie beim Rauchen werden dabei Giftstoffe in die Lunge und das Blut aufgenommen. Denn je nach E-Zigarettentyp und Zusammensetzung des verwendeten Liquids enthalten die elektronischen Verdampfer atemwegsreizende Substanzen wie Propylenglykol, krebserregende Substanzen wie Formaldehyd und teilweise gesundheitsschädigende Metalle wie Blei, Chrom und Nikotin“, sagt Professor Dr. med. Wulf Pankow, ehemaliger Chefarzt der Pneumologie und Infektiologie am Vivantes Klinikum Neukölln und ärztlicher Leiter des Corona-Behandlungszentrums Jafféstraße in Berlin.

Diese könnten die Entstehung von Atemwegsleiden wie eine chronische Bronchitis oder Asthma begünstigen, Herz und Gefäße schädigen, das Immunsystem beeinträchtigen und möglicherweise zur Krebsentstehung beitragen. Einige dieser Schadstoffe sind im Aerosol zwar in deutlich geringerer Menge vorhanden als im Tabakrauch. „Insgesamt enthält das Aerosol jedoch viele chemische Verbindungen, die sich je nach Geschmacksrichtung des Liquids unterscheiden und deren gesundheitliche Auswirkungen zu einem großen Teil noch nicht bekannt sind“, betont Pankow. Vor allem Langzeitdaten fehlten noch völlig, auch gebe es nur wenige Untersuchungen dazu, wie sich der Konsum von E-Zigaretten auf eine bereits vorgeschädigte Lunge auswirkt.

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Trotz des noch weitgehend unbekannten Risikoprofils werden E-Zigaretten zuweilen als geeignetes Mittel zum Rauchstopp gepriesen. Ob das Dampfen ausstiegswilligen Raucherinnen und Rauchern aber dabei hilft, vom Tabak zu lassen, sei jedenfalls noch nicht abschließend geklärt. „Unter Studienbedingungen gelang der Tabakausstieg mithilfe der E-Zigarette zunächst tatsächlich leichter“, sagt Pankow. Dieser Effekt habe sich unter Alltagsbedingungen allerdings nicht bestätigt.

Als problematisch sieht Pankow auch das Fortbestehen der Nikotinabhängigkeit an – denn sie begünstigt sowohl Rückfälle als auch den „Beikonsum“ von Tabak. Einer aktuellen Meta-Analyse zufolge verdoppelt E-Zigarettenkonsum das Rückfallrisiko bei ehemaligen Rauchern. „Rund 85 Prozent der Raucher, die auf E-Zigaretten umsteigen, konsumieren nebenher auch weiter Tabak“, sagt der Berliner Pneumologe. Gerade diese Kombination müsse aber als besonders gesundheitsschädlich angesehen werden.

„Der Griff zur E-Zigarette ist für einen erfolgreichen Rauchverzicht nicht notwendig und wirkt vermutlich sogar kontraproduktiv“, sagt auch Professor Dr. med. Gernot Rohde, Leiter des Schwerpunktes Pneumologie/Allergologie am Universitätsklinikum Frankfurt. Es gebe heute verschiedene evidenzbasierte Entwöhnungsprogramme und Hilfsmittel, mit denen eine Tabakabhängigkeit erfolgreich behandelt werden könne. Das in der S3-Leitlinie „Rauchen und Tabakabhängigkeit“ verankerte Vorgehen sieht in der Regel eine verhaltenstherapeutische Beratung und Therapie vor, die bei starker Nikotinabhängigkeit auch mit Nikotinpflastern, -lutschtabletten oder -kaugummis sowie suchthemmenden Medikamenten kombiniert werden könne. „Die E-Zigarette spielt darin zurecht keine Rolle“, so Rohde.

Quelle: Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin

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