Wenn Hunger die Wahrnehmung steuert

(kib) Mit leerem Magen durch die Gänge eines Supermarktes schlendern und abwägen: gesund und nahrhaft oder ungesund und umso schmackhafter? Wie die Entscheidung ausfällt, weiß wohl jeder aus eigener Erfahrung. Doch warum greifen wir eher zu ungesundem Essen, wenn wir hungrig sind? Das haben Forschende an der Universität Hamburg untersucht.

09.05.2025

Hungriger Junge mit weit aufgerissenen Augen starrt auf einen Cheeseburger (scharf im Vordergrund)
© Foto: arska n / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)
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Im Rahmen der Studie haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fakultät für Psychologie und Bewegungswissenschaft der Universität Hamburg mithilfe von Verhaltensmessungen, Eye-Tracking und computergestützten Modellierungen neue Einblicke in den kognitiven Entscheidungsprozess bei der Lebensmittelauswahl bekommen.

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Die Studie

In die Studie wurden 70 Erwachsene aus Hamburg und Umgebung einbezogen. Jeder Teilnehmende durchlief zwei Versuchsschleifen – einmal hungrig, einmal gesättigt. Dabei wählten sie zwischen jeweils zwei Essensoptionen: einer gesünderen, aber weniger schmackhafteren, und einer ungesunden, aber dafür umso schmackhafteren Option. Beide Varianten waren mit dem Nutri-Score versehen.

Mittels Eye-Tracking wurde erfasst, welche Informationen die Probandinnen und Probanden beim Entscheiden besonders beachteten. Die Auswertung erfolgte mithilfe eines computergestützten Entscheidungsmodells, dem „multi-attribute attentional Drift Diffusion Model“.

Hunger verändert, worauf wir achten

Das Ergebnis: Bereits im Normalzustand bevorzugten die meisten Studienteilnehmenden geschmacklich ansprechender präsentierte Lebensmittel. Im hungrigen Zustand wurde dieser Effekt deutlich verstärkt.

Die Aufmerksamkeit wanderte eher zu den visuell und geschmacklich attraktiveren Optionen – während die Nährwertinformationen, etwa der Nutri-Score, seltener beachtet wurden. Gleichzeitig wurden Entscheidungen im hungrigen Zustand schneller getroffen.

Die Ergebnisse legen nahe, dass einfache Maßnahmen wie Nährwertkennzeichnungen allein möglicherweise nicht ausreichen, um gesunde Essensentscheidungen zu fördern – vor allem nicht bei hungrigen Menschen. „Hunger verändert nicht nur unser Verhalten, sondern auch, wie unser Gehirn Informationen verarbeitet“, betonen die Forschenden.

Sie empfehlen daher, dass gesundheitsfördernde Maßnahmen künftig deshalb besonders darauf abzielen sollten, die Aufmerksamkeit stärker auf gesunde Aspekte zu lenken, etwa durch visuelle Hervorhebungen oder intelligente Platzierung in Supermärkten und Kantinen. 

Quelle: IDW

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