Wer schlecht riecht, stirbt früher

(kib) Ein eingeschränkter Geruchssinn ist möglicherweise ein Marker für ein kürzeres Leben und das biologische Altern. Darauf deuten die Ergebnisse einer aktuellen Studie hin.

09.05.2022

Mann hält sich die gerümpfte Nase zu
© Foto: olly / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)
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Hals-Nasen-Ohren-Ärzte von der National University of Singapore haben anhand eines systemischen Reviews und einer Metanalyse untersucht, ob es zwischen einem eingeschränkten Riechvermögen und der Sterblichkeit einen Zusammenhang gibt.

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Ihre Ergebnisse basieren auf etwa 21000 Teilnehmer, die Nachbeobachtung dauerte zwischen 4,1 und 13 Jahre. Patienten nach einer COVID-19-Erkrankung schlossen die HNO-Ärzte aus ihrer Analyse aus.

Den Auswertungen zufolge hatten Personen mit eingeschränktem Geruchssinn ein nahezu doppelt so hohes Sterberisiko (52 %) verglichen mit Probanden, die durchschnittlich gut riechen konnten. Diese Assoziation wurde um potenzielle Störfaktoren wie Alter, Geschlecht, kognitive Beeinträchtigung, Rauchen und Alkoholkonsum bereinigt.

Einschränkend muss jedoch angemerkt werden, dass die herangezogenen Studien einer Heterogenität unterlagen. Sie hatten außerdem den Geruchssinn auf unterschiedliche Weise bestimmt, eine Studie beruhte lediglich auf den Angaben der Probanden.

Suche nach Gründen

Warum ein gestörter Geruchssinn die Sterblichkeit erhöhen könnte, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Da der Geruchssinn für eine Vielzahl von Zwecken genutzt wird und ein wichtiger Bestandteil der menschlichen Physiologie ist, sei das Zusammenspiel komplex. Zum Beispiel kann eine Beeinträchtigung zu Appetitlosigkeit und Unterernährung führen. Der Geruchssinn dient aber auch der Sicherheit, etwa um verdorbene Speisen oder giftige Substanzen zu erkennen und Feuer oder versehentlich entwichenes Gas zu riechen.

Eine weitere Möglichkeit ist, dass durch die Ausschüttung endogener entzündlicher Zytokine und Glukokortikoide die olfaktorische Neurogenese beeinträchtigt und das Sterberisiko erhöht wird. Olfaktorische Defizite könnten ein Zeichen für ein fortgeschrittenes physiologisches Altern sein, da die zelluläre Regeneration ein wesentlicher Prozess zur Aufrechterhaltung des Riechvermögens ist.

Bereits bekannt ist, dass Riechstörungen einen frühen Biomarker vor dem Auftreten verschiedener neurodegenerativer Krankheiten, einschließlich Alzheimer und Parkinson, darstellen. Außerdem können systemische Erkrankungen wie Diabetes, Autoimmunerkrankungen oder Eisenmangel zentrale und periphere Riechstörungen verursachen und mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden sein. Depressionen stehen ebenfalls unter Verdacht.

Und schließlich könnten Umweltgifte einen Schaden an den Riechzellen, aber auch an anderen Organen anrichten und so die Sterblichkeit erhöhen.

Quelle: springermedizin.de

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