Wetterfühligkeit der Gelenke: Märchen oder Fakt?

(kib) „Ich spüre es in den Knochen – das Wetter schlägt um.“ Was Menschen mit Arthrose oder nach Knochenbrüchen berichten, stand nun bei australischen Forschenden auf dem Prüfstand: Lässt sich diese Art von Wetterfühligkeit mit Fakten belegen?

15.04.2024

Symbolbild für schmerzlich-entzündete Gelenke in der Hand
© Foto: yanapopovaiv / stock.adobe.com (generiert mit KI)
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Veränderungen der Temperatur, der Luftfeuchte und des Luftdrucks können den Verlauf von Krankheiten beeinflussen. Belegt sind beispielsweise Auswirkungen auf die kardiovaskuläre, respiratorische, vaskuläre und Krebsmortalität, heißt es in der Ärzte Zeitung.

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Auch Patientinnen und Patienten mit muskuloskeletalen Erkrankungen berichten häufig, wechselndes Wetter fahre ihnen in die Knochen, löse Beschwerden aus oder verschlimmere sie. Doch lässt sich dies auch mit Fakten belegen?

Mythos oder Fakt?

Obwohl viele Patientinnen und Patienten dieses Phänomens bestätigen, sind die Forschungsbefunde dazu widersprüchlich. Ein Team von der Universität Sydney hat sich deshalb auf die Suche begeben, um zu klären, was es mit der Meteoropathie (Wetterfühligkeit) von Patientinnen und Patienten mit Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis auf sich hat.

Das Team identifizierte für seine systematische Übersicht und Metaanalyse mehr als 1.000 einschlägige Studien, von denen schließlich elf Fall-Cross-over-Studien in die Auswertung gelangten.

Kein relevanter Einfluss

Beteiligt waren mehr als 15.000 Patientinnen und Patienten, die Daten stammten von rund 28.000 Ereignis- und über 102.000 Kontrollphasen, allerdings nicht auf individueller Basis. Zu den Beschwerdebildern zählten Arthrosen im Bereich der Beine, Kreuzschmerzen, rheumatoide Arthritis, muskuloskeletale Schmerzen allgemein, chronische Schmerzen im Beckenbereich und Gicht.

Ein signifikant erhöhtes Risiko für den Beginn oder das Aufflackern muskuloskeletaler Schmerzen unter dem Einfluss von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck war nicht nachweisbar.

In einer Studie fand sich zwar ein signifikant, obschon gering gesteigertes Risiko für verstärkte Beschwerden durch Kniearthrose bei kaltem und feuchtem Wetter. Die Angaben zum Wetter stammten jedoch von den Patientinnen und Patienten selbst und waren insofern anfällig für Verzerrungen. Zu verzeichnen war zudem ein Einfluss des Wetters auf die Inanspruchnahme medizinischer Ressourcen; die Zunahme von fünf Prozent war aber klinisch unbedeutend.

Ausnahme Gicht

Eine Ausnahme bildeten Patientinnen und Patienten mit Gicht. Hohe Temperaturen, kombiniert mit geringer Luftfeuchte, verdoppelten hier das Risiko für Rötung, Schwellung und Schmerzen betroffener Gelenke und standen damit für einen signifikanten Einfluss des Wetters auf den Krankheitsverlauf.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fassen die Ergebnisse ihrer Analyse wie folgt zusammen: „Trotz anekdotischer Berichte von Patienten scheinen Wetteränderungen kein Risikofaktor für Schmerzen durch rheumatoide Arthritis und für Knie-, Hüft- oder Kreuzschmerzen zu sein. Ein signifikanter Einfluss auf Gichterkrankungen ist aber möglich.“

Quelle: Ärzte Zeitung

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