Wie sinnvoll sind Zahnspangen?

Der medizinische Langzeitnutzen von Zahnspangen ist einem von der Bundesregierung in Auftrag gegebenen Gutachten zufolge nicht ausreichend belegt. Das Berliner IGES-Institut hat verschiedene Studien ausgewertet und kommt zu dem Schluss, diese ließen „keinen Rückschluss auf einen patientenrelevanten Nutzen“ von kieferorthopädischen Behandlungen zu. Demnach belegen diese Studien zwar Erfolge bei der Korrektur von falsch stehenden Zähnen und positive Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patienten. Aber die langfristige Auswirkung etwa auf Zahnausfall, das Karies-Risiko oder Parodontitis seien bisher nicht oder zu wenig untersucht worden.
Ein Sprecher von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte am Donnerstag, dass das Ministerium nicht an der Notwendigkeit kieferorthopädischer Leistungen zweifle. Dass Zahnspangen Probleme wie Karies, Parodontitis oder Zahnverlust verringern, könne zwar nicht belegt werden, sei aber der Untersuchung zufolge auch nicht ausgeschlossen. „Prinzipiell bewertet den Nutzen einer Therapie nicht der Gesetzgeber“, hieß es weiter.
Kieferorthopädische Behandlungen kosteten die gesetzlichen Krankenkassen im Jahr 2017 1,1 Milliarden Euro. Dem Gutachten zufolge stiegen die Kosten zuletzt von Jahr zu Jahr an, obwohl die wichtigste Zielgruppe – Kinder und Jugendliche von zehn bis 20 Jahren – kleiner werde. Die verschiedenen Daten zu den Behandlungskosten seien aber nur eingeschränkt vergleichbar, heißt es in der Studie. „Auf Basis der Daten kann daher nicht beurteilt werden, ob die Ausgaben in der kieferorthopädischen Versorgung den Kriterien der Wirtschaftlichkeit genügen.“
Quelle: dpa