Windelinhalt gibt Auskunft über das Schlafverhalten

(kib) Normalerweise ist jeder froh, wenn die volle Windel im Abfalleimer geruchsdicht entsorgt ist. Nicht so ein Forscherteam aus Zürich. Es untersuchte den Windelinhalt und wollte wissen, ob das Darmmikrobiom mit dem Schlafverhalten zusammenhängt.

08.02.2022

Baby mit Windel sitzt auf dem Boden
© Foto: Monkeybusiness Images / panthermedia.de (Symbolbild mit Fotomodell)
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Die Wissenschaftler erhoben Daten zu drei verschiedenen Zeitpunkten: im Alter von sechs, neun und zwölf Monaten. Dazu wurde das Schlafverhalten von 140 Babys über elf Tage in ihrer üblichen Umgebung beobachtet und aufgezeichnet. Die Babys trugen einen Sensor, befestigt mit einer Socke oder einem Papierband, am linken Knöchel.

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Die Eltern entnahmen an diesen elf Tagen Stuhlproben und führten Tagebuch darüber, wann sie ihren Nachwuchs ins Bett brachten, wann die Kinder schliefen, aufwachten, wie sie ernährt wurden und wann sie weinten.

Analyse der Stuhlproben

Die Forscher analysierten die DNA in den Stuhlproben und betrachteten, wie viele Bakterienspezies im Stuhl vorhanden waren. Zudem bestimmten sie den Enterotypen, also die häufigste Besiedelungsvariante des Darmmikorbioms, und dessen Entwicklungsmuster. Hier fanden sie eine für Säuglinge typische Zusammensetzung des Darmmikrobioms. Die häufigsten vorkommenden Gattungen im ersten Lebensjahr waren Bifidobacterium und Bacteroides.

Das Darmmikrobiom wurde zudem in einen Reifeindex eingeordnet, wobei das Alter der Säuglinge und das zu erwartende Darmmikrobiom mit in den Blick genommen wurde.

Das fanden die Forscher heraus

Die Forscher konnten nachweisen, dass die Schlafgewohnheiten von Säuglingen mit der Darmmikrobiota zusammenhängen. Insbesondere Tagschlaf, Schlafaktivität und Schlafvariabilität beziehen sich alle auf Darmmikrobiom-Marker. Sie beobachteten beispielsweise, dass Säuglinge, die tagsüber mehr schliefen, eine geringere mikrobielle Diversität im Darm aufwiesen als diejenigen, die tagsüber proportional weniger schliefen. Die Schlaf-Darm-Verbindung war nach drei Monaten am stärksten und nahm danach allmählich ab.

In Bezug darauf, dass Babys nachts nicht durchschliefen, fanden die Forscher heraus, dass Säuglinge mit dem Enterotyp „Bifidobacterium“ im Alter von 12 Monaten signifikant öfter nachts aufwachten, als Säuglinge, deren Enterotyp im Alter von sechs Monaten noch „Bifidobacterium“ und mit 12 Monaten dann „Bacteroides“ war.

Dynamische Schlaf-Darm-Verbindung

Die Wissenschaftler vermuten, dass die Reifung von Schlafgewohnheiten und des Darmmikrobioms wahrscheinlich im Säuglingsalter miteinander verbunden sind, während spätere Entwicklungsphasen durch weitere Verfeinerung gekennzeichnet sind.

Schlafaktivität und Schlafvariabilität sind jedoch nach sechs bis 12 Monaten immer noch mit dem Enterotyp-Evolutionsmuster der Darmmikrobioms verbunden, wenn auch weniger stark. Dies zeigt, dass die Schlaf-Darm-Verbindung über die Kindheit hinweg existiert und dennoch dynamisch ist.

Fazit

Die Ergebnisse dieser Studie unterstützen aus Sicht der Forscher die Existenz einer Schlaf-Hirn-Darm-Achse im Säuglingsalter, die im Zusammenhang mit der Verhaltensentwicklung relevant ist. Die deutlichsten Zusammenhänge zwischen Schlafgewohnheiten, Darmmikrobiom und Verhaltensergebnissen wurden im Alter von drei Monaten gefunden.

Quelle: Ärzte Zeitung / www.sciencedirect.com

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