Zu viel L-Thyroxin macht Knochen brüchig

(kib) Wird Levothyroxin (L-Thyroxin) langfristig zu hoch dosiert, kann das vor allem bei ohnehin Osteoporose-gefährdeten Frauen in der Postmenopause die Knochen zusätzlich schwächen. Die Medikation sollte daher immer wieder auf den Prüfstand gestellt und gegebenenfalls ein Absetzen erwogen werden.

22.07.2025

Schilddrüsenmodell auf blauem Hintergrund. Ober- und unterhalb verschiedene weiße Tabletten.
© Foto: Iryna / stock.adobe.com
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Schilddrüsen- und Knochenstoffwechsel sind komplex verwoben. Die Hormone aus dem Halsorgan sind wichtig für die normale Entwicklung des Knochens, seinen Stoffwechsel und das Erreichen der maximalen Knochenmasse.

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Sowohl eine Unter- als auch eine Überfunktion der Schilddrüse können sich negativ auswirken. Bei Schilddrüsenhormonmangel sind Knochenabsorption und -neubildung weniger effizient, unterm Strich entsteht neuer Knochen langsamer.

Verhaltensanpassungen wie Gewichtskontrolle, optimierte Ernährung und Rauchstopp können zum Knochenschutz beitragen.

Therapie ist wichtig

Liegt eine manifeste Unterfunktion vor, müssen täglich Schilddrüsenhormone eingenommen werden. In der Regel ist das L-Thyroxin in Tablettenform. Essenziell sind regelmäßige TSH-Kontrollen: frühestens acht Wochen nach jeder Dosisänderung, bei etablierter Dosis erst halbjährlich und später jährlich.

Doch oft erhalten auch latent hypothyreote Menschen eine Substitution. Läuft sie ungeprüft jahrelang weiter, kann sich das, gerade bei älteren Menschen, negativ auf die Knochengesundheit auswirken. Außerdem kann sich im Alter die Gesamtkonstellation ändern, sodass keine Indikation mehr besteht.

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Überbehandlung vermeiden

Vor diesem Hintergrund ist es besonders wichtig, überflüssige Behandlungen mit L-Thyroxin wieder zu beenden. Wie das funktionieren kann, untersucht Professor Markus Bleckwenn, Direktor am Institut für Allgemeinmedizin der Universität Leipzig, in dem Projekt Deprescribing of levothyroxine in latent hypothyroidism – participatory intervention approach, kurz DELTA PIA.

Er berichtet im Interview mit der Ärzte Zeitung, dass ein sofortiges Absetzen mit einer einmaligen TSH-Kontrolle nach sechs bis acht Wochen vom Aufwand her am einfachsten wäre. Allerdings favorisieren viele Experten ein schrittweises Absetzen, etwa in 25-Mikrogramm-Schritten. Hier müsse dann nach jedem Zwischenschritt kontrolliert werden.

In dem Projekt werden beide Wege ausprobiert und zwar verblindet, um nach Abschluss der Studie eine Aussage zur besten Vorgehensweise treffen zu können.

Der Mediziner geht davon aus, dass ein Deprescribing wahrscheinlich bis zu einer Dosierung von 75 Mikrogramm L-Thyroxin pro Tag gut funktionieren kann. Bei höherer Dosierung sei die Wahrscheinlichkeit deutlich geringer, dass das Medikament komplett abgesetzt werden könne.

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Ein ausgeglichener Mikronährstoffhaushalt kann die Wirkung von L-Thyroxin unterstützen oder den Bedarf senken. Lesen Sie, was Sie Schilddrüsenpatientinnen und -patienten empfehlen können.

Quelle: Ärzte Zeitung

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