Dermatitis bei Kaninchen

Eine Kundin mit ihrer kleinen Tochter im Schlepptau lässt sich in der Apotheke beraten. Die Kleine erzählt der PTA dabei von ihrem neuen Kaninchen. Das Tier stammt aus einer Beschlagnahmung. Die PTA erfährt, dass es viele Haare verliert und sich häufig kratzt, obwohl es keine Flöhe hat. Außerdem sei es noch sehr schüchtern, fresse nicht besonders gut und möchte sich weder anfassen noch längere Zeit kraulen lassen.

von Eva Bahn
20.01.2023

Kaninchen
© Foto: Carola Schubbel / stock.adobe.com
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Kaninchen sind im wahrsten Sinne des Wortes dünnhäutig, denn ihre Haut ist sehr zart. Geschützt wird sie durch zwei Fellschichten, dem flauschig-weichen Wollhaar, das als Isolierschicht sowohl vor Hitze als auch vor Kälte abschirmt, und dem Deckhaar, das vor Nässe schützt.

Wird die Haut zu stark beansprucht, kann sie sich entzünden und schmerzen. Das passiert durch schlechte Haltungsbedingungen, wie sie vermutlich das Tier der Kundinnen erdulden musste, bevor es beschlagnahmt wurde. Die Umgebung, in denen Kaninchen leben, sollte deshalb möglichst trocken und sauber gehalten werden, denn Staunässe und der ammoniakhaltige Urin schädigen die Haut der Tiere.

Kaninchen: Symptome von Hautentzündungen
  • gerötete Haut
  • Fellverlust
  • weiße, aus dem Fell rieselnde Schuppen
  • unangenehmer Geruch
  • Krusten mit gelbweißlichen fibrinösen Belägen (später)
  • Isolation (meidet Kontakt, Schmerzen beim Streicheln)
  • Futterverweigerung

Verdacht auf Dermatitis

Betroffene Kaninchen müssen tierärztlich untersucht werden. Denn verstärkter Fellverlust und gerötete Hautstellen können auf viele verschiedene Ursachen hindeuten. Neben schlechten Haltungsbedingungen können auch andere Auslöser Dermatitis-ähnliche Symptome hervorrufen:

  • virale Erkrankungen (z. B. Kaninchenpest, durch Leporipoxvirus myxomatosis)
  • bakterielle Erkrankungen (z. B. Kaninchensyphilis, durch Treponema paraluiscuniculi)
  • Tumorerkrankungen
  • Pilzinfektionen
  • Hautparasiten (Flöhe, Milben)
  • Medikamentenunverträglichkeiten
  • verletzungsbedingte Hautentzündungen

Der Tierarzt oder die Tierärztin wird dem Tier, wenn es sich um eine Dermatitis handelt, neben dem zur Ursache passenden Medikament auch ein Schmerzmittel verschreiben, damit es wieder frisst. Ist es schmerzfrei, sucht es auch wieder Kontakt und lässt es sich meist auch wieder streicheln.

Behandlungsmöglichkeiten

Bereits offene, kleinere Hautstellen lassen sich mit Zinksalbe behandeln. Diese trocknet die nässenden Stellen aus und wirkt antibakteriell. Größere Entzündungsherde behandelt man dagegen nicht mit Zinksalbe, weil solch blickdichte Salben die Inspektion der entzündeten Stellen erschweren. Auch der damit verbundene Luftabschluss ist nicht immer wünschenswert. Besser eignen sich hier zum Beispiel entzündungshemmende Hautgele mit hellem, sulfonierten Schieferöl (helles Ammoniumbituminosulfonat).

Bituminonulfonate haben sich bei der Behandlung entzündlicher Hauterkrankungen bewährt und werden seit über hundert Jahren pharmazeutisch eingesetzt. Sie wirken juckreizstillend, hautberuhigend und unterstützen die Regeneration der erkrankten Stellen.

Phytotherapie und Homöopathie

Wenn das Fell durch schlechte Unterbringung mit ammoniakalischem Urin getränkt ist, kann man das Kaninchen vorsichtig baden. Es gibt verschiedene medizinische Shampoos für Tiere, die aber bei Kaninchen nicht in die Augen gelangen sollten, da diese sehr empfindlich reagieren.

Grundsätzlich darf der Kopf eines Kaninchens beim Baden nicht unter Wasser kommen, und auch die Ohren müssen trocken bleiben. Zum Baden ebenfalls empfehlenswert sind warme Aufgüsse mit Kamille und Salbei. Kamillenblüten (Matricariae flos) enthalten Flavonoide, ätherische Öle, Schleimstoffe, Saponine und wirken antibakteriell, hautberuhigend und wundheilungsfördernd. Salbeiblätter (Salviae folium) enthalten zusätzlich noch Gerbstoffe, die eine eiweißfällende und damit entzündungshemmende Wirkung auf der Haut haben. Auch Ackerschachtelhalm (Equiseti herba) – frisch und getrocknet als Futter gegeben – kann wirksam sein.

Als homöopathische Einzelmittel können Belladonna D6 Globuli bei akuter Entzündung und Calendula D6 zur Wundheilung hilfreich sein (Dos.: 3 x tgl. 2 – 3 Glob.).

Nahrungsergänzungsmittel

Sie fördern von innen die Regeneration der Haut. Für Kaninchen und andere Nager eignen sich Omega-3-Fettsäuren aus einer pflanzlichen Quelle wie Algen und Kieselsäurelieferanten, welche die Zellen stabilisieren. Auch Spurenelemente wie Zink und Selen fördern das Abklingen von Entzündungen (z. B. Rodicare Derma Erg. Futterm. Flüssig f. Kleinnager).

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