Packmittel in der Rezeptur: Die Auswahl

Die Auswahl eines geeigneten Primärpackmittels für in der Apotheke selbst hergestellte halbfeste Zubereitungen kann schwierig sein. Es muss verschiedenes berücksichtigt werden, damit die Applikation richtig erfolgen kann und die Wirksamkeit gewährleistet wird. Der Beitrag zeigt, was es bei der Auswahl von Packmitteln grundsätzlich zu beachten gilt.

von Sarah Siegler
03.01.2023

Auswahl Packmittel in der Rezeptur
© Foto: Sarah Siegler
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  • Packmittel dienen bei Individualrezepturen und Defekturen der Arzneimittelsicherheit und müssen pharmazeutische Qualität besitzen.
  • Vor Verwendung muss eine Packmittelprüfung durchgeführt werden.
  • Bei der Auswahl von Packmitteln ist zu berücksichtigen, ob die zu verarbeitenden Wirkstoffe licht- und/oder oxidationsempfindlich sind, zum Auskristallisieren neigen oder mit dem Verpackungsmaterial interagieren können.

Nach § 13 der Apothekenbetriebsordnung (ApoBetrO) dürfen zur „Herstellung von Arzneimitteln (…) nur primäre Verpackungsmaterialien verwendet werden, die gewährleisten, dass die Arzneimittel vor physikalischen, mikrobiologischen oder chemischen Veränderungen geschützt sind und die daher für die beabsichtigten Zwecke geeignet sind». Das Packmittel dient also der Arzneimittelsicherheit und muss pharmazeutische Qualität besitzen. Außerdem muss eine visuelle Packmittelprüfung durchgeführt werden. Nach dieser visuellen Kontrolle wird eine apothekeninterne Prüfnummer vergeben. Mögliche Packmittel für halbfeste Zubereitungen sind neben Tuben und Kruken auch Lotioflaschen oder Weithalsgläser.

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Auswahlkriterien

Im Rahmen der Plausibilitätsprüfung einer Individualrezeptur ist immer abzuklären, welches Packmittel verwendet wird. Die folgenden Fragen erleichtern Ihnen die Auswahl:

  • Wie empfindlich sind die Rezepturbestandteile? Brauchen sie zum Beispiel einen Lichtschutz oder sind sie oxidationsempfindlich? Dann sollten sie vorsichtshalber in eine Tube abgefüllt werden.

  • Welche Konsistenz hat die fertige Rezeptur, ist sie fest oder flüssig? Handelt es sich um eine sehr feste Paste, so ist eine Drehdosierkruke ungeeignet. Eine Schraubdeckeldose ist deutlich besser geeignet für feste Konsistenzen. Bei sehr flüssigen kann eine Lotioflasche zum Einsatz kommen um ein Auslaufen zu verhindern.

  • Wo und wie wird die Rezeptur appliziert, zum Beispiel auf dem Kopf, oder per Applikator anal oder vaginal? Der passende Applikator wird am besten gleich aufgeschraubt, oder hygienisch verpackt beigelegt.

  • Welche Ansatzgröße ist verordnet, zum Beispiel 10, 20, 50 oder 100 Milliliter? Danach ist die Größe des Gefäßes zu wählen.

  • Ist eine mikrobielle Kontamination während der Anwendungsdauer zu erwarten, ja oder nein? Möglichst kleine Gefäßöffnungen und eine hygienische Handhabung, nur mit frisch gewaschenen Händen, ermöglichen einen hohen Schutz vor Kontamination.

  • Besteht die Gefahr, dass flüchtige Bestandteile verdunsten, ja oder nein? Hier ein möglichst dicht schliessendes Gefäß, zum Beispiel ein Enghalsglas, wählen.
Packmittel in der Rezeptur

Sensible Wirkstoffe

Bei der Auswahl von Packmitteln ist immer zu berücksichtigen, wie sensibel die zu verarbeitenden Wirkstoffe sind. Dabei ist zu überlegen, ob sie lichtempfindlich (photoinstabil) und/oder oxidationsempfindlich sind (reagieren mit Luftsauerstoff). Manche Wirkstoffe neigen zudem zur Auskristallisierung, zum Beispiel wenn zu viel Lösungsmittel verdunstet, sie während der Herstellung zu stark erwärmt werden oder ein nicht geeignetes Anreibemittel eingesetzt wird. Zudem kann es zu Inkompatibilitäten mit dem Packmittel selbst kommen.

Beispiele für sensible Rezepturwirkstoffe

Lösungsansätze

Lichtempfindlichkeit

Halbfeste Zubereitungen mit lichtempfindlichen Wirkstoffen müssen in lichtdichte Verpackungen abgefüllt werden. Für die Wirkstoffe Dithranol und Tretinoin wird in der DAC-Monografie eine Lichtdurchlässigkeit für die Verpackung von unter einem Prozent gefordert. Hier muss auf eine Tube als Verpackung zurückgegriffen werden.

Oxidationsempfindlichkeit

Es empfiehlt sich, luftdichte Verpackungen mit möglichst kleiner Öffnung zu verwenden, zum Beispiel Tuben oder Drehdosierkruken. Falls nötig muss noch ein geeignetes Antioxidans zugesetzt, sofern möglich der pH-Wert erniedrigt oder die Aufbrauchfrist entsprechend angepasst werden.

Auskristallisation

Bei Wirkstoffen, die zum Auskristallisieren neigen, ist eine vorübergehende Löslichkeitserhöhung durch Erwärmung während der Herstellung unbedingt zu vermeiden. Auch sollten keine Lösungsmittel zum Anreiben verwenden werden. Zudem ist darauf zu achten, dass kein Lösungsmittel während der Lagerung verdampfen kann. Das lässt sich durch die Wahl von gut abdichtenden Packmitteln vermeiden.

Lagerungshinweise

Informationen wie „Lagerung bei Raumtemperatur“ oder „Lagerung im Kühlschrank“ müssen bei der fertigen Rezeptur für den Endkunden auf dem Etikett gut lesbar aufgedruckt werden.

Packmittelinkompatibilitäten

Hier müssen besser geeignete Packmittel ausgewählt werden, zum Beispiel aus Glas, da Glas sehr inert ist.

Praxistipp: Hinweis zum korrekten Packmittel

Markieren Sie in der Herstellungsanweisung farbig, welches Packmittel für die Rezeptur ausgewählt wurde. So ist sichergestellt, dass es auch bei erneuten Herstellungen wieder verwendet wird, egal wer gerade in der Rezeptur Dienst hat. Sinnvoll ist auch ein entsprechender Hinweis auf dem Standgefäß der Ausgangssubstanz.

Weiterführende Literatur

Informationen zu Wirkstoffen und Packmitteln finden Sie zum Beispiel:

  • in der BAK-Leitlinie „Prüfung und Lagerung der Primärpackmittel “
  • im DAC/NRF, auch online
  • in den „Wirkstoffdossiers für externe dermatologische Rezepturen“ der GD Gesellschaft für Dermopharmazie
  • bei Packmittelherstellern
  • in Rezeptur-Fächern (z. B. Caelo, Wepa)
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