Kopfläuse: Ein juckendes Problem

In Kindergärten und Schulen sind sie ein besonderer Schrecken. Vor allem für Erzieher, Lehrer und Eltern, weil sich Kopflausbefall rasch ausbreitet und seine Behandlung aufwändig ist.

von Dr. Ute Koch
30.07.2023

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© Foto: Adin / Generated with AI / Stock.adobe.com
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  • Ein Kopflausbefall kann jeden treffen, am häufigsten jedoch Kinder wegen ihrer direkten Kopf-an-Kopf-Kontakte beim Spielen und Toben.
  • Kopfläuse benötigen regelmäßige Blutmahlzeiten, weshalb sie außerhalb des Kopfes nur kurz überleben können.
  • Die Behandlung des Kopflausbefalls ist sehr aufwändig aufgrund des empfohlenen mehrfachen nassen Auskämmens der Haare.
  • Die verschiedenen Läusemittel haben rein physikalische oder neurotoxische Effekte auf alle Entwicklungsstadien der Kopfläuse.
  • Die Ausbreitung eines Kopflausbefalls kann durch sinnvolle Maßnahmen eingedämmt werden, nicht jedoch durch Putzorgien.

Die Kopflaus (Pediculus humanus capitis) ist ein parasitäres Insekt, das sich von menschlichem Blut ernährt. Ihr Lebenszyklus besteht aus mehreren Phasen. Eine erwachsene weibliche Kopflaus lebt bis zu vier Wochen. In dieser Zeit produziert sie etwa 100 Eier (Nissen), die sie mit einem stark klebrigen, wasserunlöslichen Kitt direkt über der Kopfhaut am Haarschaft befestigt.

Etwa neun Tage später schlüpfen daraus junge Läuse (Larven). Diese durchleben drei Stadien, bis sie geschlechtsreif sind und kurz danach ihre ersten Eier ablegen. So dauert es lediglich drei Wochen, bis eine neue, vermehrungsfähige Läusegeneration herangewachsen ist. Wird das Geschehen nicht gestoppt, nehmen Kopfläuse binnen weniger Wochen überhand – und das ruckzuck auch auf den Köpfen naher Mitmenschen. Die Infektion mit Kopfläusen kann zu starkem Juckreiz und zu Hautirritationen führen, Kratzen wiederum zu Entzündungen der betroffenen Areale.

Von Kopf zu Kopf

Kopfläuse können weder fliegen noch springen, jedoch ausgezeichnet krabbeln. So wandern sie rasch von einem Kopf zum anderen, sofern sich die Haare zweier Köpfe berühren. Dies erklärt, warum Kinder viel häufiger Kopfläuse haben als Erwachsene. Kinder spielen und toben zusammen, wobei sie ihre Köpfe oft eng zusammenstecken. Gibt es dabei einen Haar-zu-Haar-Kontakt, kann eine Kopflaus rasch den Wirt wechseln. Dabei spielt es keine Rolle, welche Farbe, Länge und Struktur ein Haarschopf hat, ob er frisch gewaschen ist oder schon lange nicht mehr. Kopfläuse kann also jeder bekommen. Sie sind kein Grund zur Scham und auch keiner zur Stigmatisierung anderer. Nur eine Glatze ist ein sicherer Schutz.

Kaum über Gegenstände

Eine Kopflaus benötigt regelmäßig eine Blutmahlzeit. Bekommt sie diese nicht, wird sie schnell träge und kann nicht lange überleben. Daher verbleibt sie von Natur aus auf dem Kopf und fällt von diesem nicht einfach so herunter. So spielt die Übertragung über Gegenstände kaum eine Rolle. Eine solche ist allenfalls und beispielhaft denkbar, wenn eine Kopflaus in einer Strickmütze hängenbleibt und diese Mütze kurz darauf von einer anderen Person aufgesetzt wird. Auch beim zeitnahen, gemeinsamen Benutzen einer Haarbürste ist ein solcher Infektionsweg denkbar. Die Weitergabe von Nissen über Gegenstände gilt als noch unwahrscheinlicher. Haustiere spielen als Überträger keine Rolle.

Zeit, Geduld und Mühe

Die erfolgreiche Elimination von Kopfläusen ist aufwändig – weniger wegen der Anwendung des gewählten Läusemittels, sondern vielmehr wegen des nassen Auskämmens von Läusen und Nissen aus dem Haar. Dafür verwendet werden spezielle Läusekämme, die so feinzinkig sind, dass damit auch die kleinen Nissen erfasst werden. Das Prozedere, Strähne für Strähne am Haaransatz beginnend auszukämmen, ist für Eltern und Kinder eine Geduldsprobe. Es kostet Zeit, erfordert Sorgfalt und ist für die betroffenen Kinder zusätzlich unangenehm, weil die Haare beim Auskämmen ziepen können. Das Auskämmen dient nicht nur dem Entfernen von Läusen und Nissen, sondern auch der Erfolgskontrolle einer Therapie sowie dem frühzeitigen Erkennen eines (erneuten) Befalls.

Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt das nasse Auskämmen am Tag 1 (im Rahmen der ersten Anwendung des Läusemittels) sowie an den Tagen 5, 9 und 13. Zudem empfiehlt das RKI grundsätzlich eine zweite Anwendung des Läusemittels am Tag 9 (+/- 24 h). Hersteller, die für ihr Produkt die Wirksamkeit nach einmaliger Anwendung nachgewiesen haben, verweisen in ihren Gebrauchsinformationen auf eine zweite Anwendung bei Bedarf. Dieser besteht, wenn beim Auskämmen am Tag 9 noch (über)lebensfähige Läuse und / oder Nissen vorhanden sind. Für alle Läusemittel gilt: Hat die wiederholte Anwendung nicht zum Erfolg geführt, ist ein Arztbesuch erforderlich. Bei schweren oder chronischen Infektionen ist Ivermectin oral (Rp) eine Option.

Aus dem OTC-Sortiment*

Präparat / wirksamer Bestandteil

2. Anwendung (+/- 24 h)

Einwirkzeit

Anwendbarkeit bei Kleinkindern, Schwangeren und Stillenden laut Gebrauchsinformation

Nyda Läusespray / Dimeticon

(erstattungsfähig)

ja, nach 9 d

10 min

- alle Altersklassen

- in Schwangerschaft und Stillzeit anwendbar

Nyda express / Dimeticon

bei Bedarf**

10 min

Jacutin Pedicul Fluid / Dimeticon

ja, nach 8 bis 10 d

10 min

Etopril / Dimeticon

(erstattungsfähig)

ja, nach 7 d

8 h oder über Nacht

- > 6 Mo. / < 6 Mo. unter ärztlicher Aufsicht

- in Schwangerschaft und Stillzeit anwendbar

Dimet 20 / Dimeticon + Dodecanol

(erstattungsfähig)

ja, nach 8, 9 oder 10 d

20 min

- > 6 Mo.

- in Schwangerschaft und Stillzeit nach ärztl. Rücksprache anwendbar

Licener / Neem-Extrakt

bei Bedarf**

10 min

- > 2 J.

- in Schwangerschaft und Stillzeit nach ärztl. Rücksprache anwendbar

Goldgeist forte / Pyrethrumblütenextrakt

(erstattungsfähig)

bei Bedarf**

30 – 45 min

- Säuglinge nur unter ärztlicher Aufsicht

- in Schwangerschaft und Stillzeit nur nach strenger Indikationsstellung

Infectopedicul / Permethrin

(erstattungsfähig)

bei Bedarf**

30 – 45 min

- > 2. Mo. bis < 3 J. nur unter ärztlicher Aufsicht

- in Schwangerschaft nur nach strenger Indikationsstellung

- in Stillzeit 3 Tage Stillpause nach Gebrauch

*beispielhafte Nennungen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit (Stand der Information: 11.07.2023) **bei unzureichender Wirksamkeit der 1. Anwendung

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© Foto: freemixer / Getty images / iStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Die erfolgreiche Elimination von Kopfläusen ist aufwändig. Besonders das sorgfältige Auskämmen der Haare kann für Kinder und Eltern zur Geduldsprobe werden.

Läusemittel + Auskämmen

Wichtig für den Behandlungserfolg ist es, die Gebrauchsanweisung des gewählten Produktes sorgfältig zu befolgen. Die meisten Produkte werden auf das trockene Haar aufgetragen. Bei jedem Läusemittel ist es erforderlich, den gesamten Haarschopf durch Einmassieren damit zu benetzen. Insbesondere in Kopfhautnähe, weil dort der Läuse- und Nissenbefall am stärksten ist. Langes oder sehr dichtes Haar ist strähnchenweise zu behandeln. Nach der vorgeschriebenen Einwirkzeit (s. Tab.) wird das Haar mit einem Nissenkamm, der vielen Produkten beiliegt, Strähne für Strähne ausgekämmt und von Läusen und Nissen befreit. Im Anschluss wird das Läusemittel mit klarem, warmem Wasser oder mit einem herkömmlichen Shampoo gründlich aus dem Haar gespült.

Es gibt auch Präparate, bei denen das Haar zuerst gespült oder gewaschen und danach ausgekämmt wird, gegebenenfalls mithilfe einer Pflegespülung. Einige Läusemittel sind entflammbar, weshalb sie beispielsweise nicht in der Nähe von Kerzen oder einer glühenden Zigarette angewendet werden dürfen.

Verschiedene Wirkprinzipien

Präparate mit dem Silikonöl Dimeticon haben derzeit die größte Bedeutung am Markt. Ihr Wirkprinzip ist ein rein physikalisches: Das Öl dringt schnell in die Verzweigungen des Atemsystems der Läuse, Larven und Nissen ein, wodurch diese ersticken. Ein ähnliches rein physikalisches Wirkprinzip gegenüber Läusen, Larven und Nissen hat Neem- extrakt. Schon seit Jahrzehnten bewährt haben sich insektizid wirksame Läusemittel, beispielsweise mit Pyrethrum-Extrakt (Auszug aus den Blüten von Chrysanthemum cinerariaefolium) oder Permethrin (ein synthetisches Pyrethrin). Sie wirken auf Läuse, Larven und Nissen neurotoxisch und sind bei bestimmungsgemäßem Gebrauch für den Menschen gut verträglich.

Grafik: Lebenszyklus einer Laus


© Foto: Grafik: © DAS PTA MAGAZIN / Illustration: [M] ankomando / Getty Images / iStock

Von der Eiablage bis zur Geschlechtsreife dauert es nur etwa drei Wochen, bis eine neue, vermehrungsfähige Läusegeneration herangewachsen ist. Deshalb ist eine Nachkontrolle nach sieben bis zehn Tagen nach der Erstanwendung extrem wichtig.

Ausbreitung stoppen

Sobald ein Familienmitglied Kopfläuse hat, sollten alle anderen im Haushalt wohnenden Personen auf Läusebefall geprüft und zeitgleich mitbehandelt werden. Das Teilen von Kämmen, Bürsten, Hüten, Kissen und anderen Gegenständen, die direkt in Kontakt mit dem Kopf anderer Personen kommen könnten, sollte vermieden werden. Die früher üblichen Putzorgien gelten als obsolet. Grund sind die geringen Überlebenschancen von Kopfläusen außerhalb des Kopfes.

Kinder mit Kopflausbefall dürfen Gemeinschaftseinrichtungen nicht besuchen. Die Erziehungsberechtigten sind verpflichtet, die Gemeinschaftseinrichtung zu informieren, die wiederum das Gesundheitsamt benachrichtigen muss. Am Tag nach der ersten Behandlung mit einem anerkannt wirksamen Läusemittel darf das Kind zurück in die Schule oder den Kindergarten. Ob ein ärztliches Attest über die Behandlung erforderlich oder eine Bestätigung der Eltern ausreichend ist, hängt von den örtlichen Regelungen ab. Zusätzlich sollten Eltern andere Gemeinschaften informieren, in denen ihr Kind engen Kontakt mit anderen Kindern / Personen hatte (z. B. die Eltern der Freunde oder die Trainer im Sportverein).

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