Läuse: Kopfsache

- Ein Kopflausbefall betrifft am häufigsten Kinder wegen ihrer direkten Kopf-an-Kopf-Kontakte beim Spielen und Tollen.
- Kopflausbefall ist keine Folge mangelnder Hygiene.
- Kopfläuse benötigen regelmäßige Blutmahlzeiten, weshalb sie außerhalb des Kopfes maximal drei Tage überleben können.
- Die effektivste Behandlung des Kopflausbefalls besteht aus einem Läusemittel kombiniert mit nassem Auskämmen mit einem Nissenkamm.
- Das RKI empfiehlt grundsätzlich die Zweitanwendung eines jeden Läusemittels.
Sie ist ein parasitäres Insekt, das sich von menschlichem Blut ernährt: die Kopflaus (Pediculus humanus capitis). Ein erwachsenes Weibchen lebt bis zu vier Wochen. In dieser Zeit legt es etwa 100 Eier (Nissen) ab und befestigt diese am Haarschaft in direkter Kopfhautnähe. Etwa neun Tage später schlüpfen daraus junge Läuse (Larven). Diese benötigen neun bis elf Tage, bis sie geschlechtsreif sind und Eier ablegen. Somit dauert es vom frisch gelegten Ei bis zur ersten Eiablage eines daraus geschlüpften Weibchens rund drei Wochen. Wird die rasante Fortpflanzung nicht gestoppt, nehmen Kopfläuse binnen weniger Wochen überhand und das auch auf den Köpfen naher Mitmenschen. Mit anderen Worten: Je früher ein Kopflausbefall erkannt und behandelt wird, desto einfacher ist er zu beseitigen.
Von Kopf zu Kopf
Berühren sich die Haare zweier Köpfe, krabbeln Läuse rasch von einem Haupt zum anderen. Dies erklärt, warum bevorzugt Kinder von Kopfläusen heimgesucht werden. Kinder spielen und tollen zusammen, wobei sie die Köpfe zusammenstecken, es zu einem Haar-zu-Haar-Kontakt kommt und eine Kopflaus rasch den Wirt wechseln kann. Welche Farbe, Länge und Struktur dessen Haar hat und ob es frisch gewaschen ist oder nicht, spielt keine Rolle.
Daher sind Kopfläuse kein Grund zur Scham oder Stigmatisierung anderer. Nur eine Glatze ist ein sicherer Schutz. Typisch für eine Infektion mit Kopfläusen sind starker Juckreiz und hochrote Papeln. Wird daran gekratzt, führt das wiederum zu Entzündungen der betroffenen Areale, schlimmstenfalls zu einer bakteriellen Sekundärinfektion.
Läusemittel erfolgreich einsetzen
Die meisten Produkte (s. Tab. S. 50) werden auf das trockene Haar aufgetragen, nur wenige auf das nasse. Bei jedem Läusemittel ist es erforderlich, den gesamten Schopf durch Einmassieren in das Haar großzügig damit zu benetzen : insbesondere in Kopfhautnähe, weil dort der Läuse- und Nissenbefall am stärksten ist.
Nach der vorgeschriebenen Einwirkzeit (s. Tabelle unten), die unbedingt einzuhalten ist, wird das Haar mit einem Nissenkamm (liegt vielen Produkten bei) Strähne für Strähne ausgekämmt, was es von Läusen und Nissen befreit. Die Kombination aus Läusemittel und Auskämmen ist das effektivste Verfahren gegen Kopflausbefall.
Präparate mit Dimeticon oder Neem-Extrakt haben ein physikalisches Wirkprinzip: Sie dringen in das Atemsystem der Läuse, Larven und Nissen ein, wodurch diese ersticken. Insektizide (z. B. Pyrethrum-Extrakt, Permethrin) wirken auf Läuse, Larven und Nissen neurotoxisch. Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch sind Läusemittel für den Menschen gut verträglich.

Von der Eiablage bis zur Geschlechtsreife dauert es nur etwa drei Wochen, bis eine neue, vermehrungsfähige Läusegeneration herangewachsen ist. Deshalb ist eine Nachkontrolle nach sieben bis zehn Tagen nach der Erstanwendung extrem wichtig.
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Geduldsprobe für Eltern und Kinder
Für das nasse Auskämmen werden spezielle Läusekämme verwendet, die so feinzinkig sind, dass damit auch Nissen erfasst werden. Das Prozedere, Strähne für Strähne (am Haaransatz beginnend) auszukämmen, ist äußerst zeitaufwändig. Für das betroffene Kind (bzw. den betroffenen Erwachsenen) kommt hinzu, dass die Haare ziepen (können). Das Auskämmen dient nicht nur dem Entfernen von Läusen und Nissen, sondern auch der Erfolgskontrolle einer Behandlung sowie dem frühzeitigen Erkennen eines Rückfalls oder der Infektion einer nahestehenden Person.
Mehrmals auskämmen
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat seine Handlungsempfehlungen erst Anfang des Jahres aktualisiert (RKI-Ratgeber Kopflausbefall, Stand 02.01.2025): Demnach hat das nasse Auskämmen am Tag 1 (= Erstanwendung des Läusemittels) zu erfolgen sowie an den Tagen 2 und 5. Zu einer Zweitanwendung des Läusemittels in Kombination mit nassem Auskämmen wird an den Tagen 8, 9 oder 10 geraten. Am Folgetag der Zweitanwendung sollte erneut nass ausgekämmt werden, zusätzlich am Tag 13 und 17 sowie eine und zwei Wochen nach Tag 17. Das Auskämmen am Folgetag der Zweitanwendung und später dient der Kontrolle des Behandlungserfolgs.
Das RKI empfiehlt prinzipiell die Zweitanwendung eines jeden Läusemittels, weil Anwendungsfehler das Überleben von Eiern und Läusen ermöglichen, etwa eine zu kurze Einwirkzeit oder das ungleichmäßige Auftragen des Mittels. Das RKI empfiehlt keine bestimmten Kopflausmittel, sondern rät lediglich zu zwei Anwendungen eines jeden Mittels.
Aus dem OTC-Sortiment* |
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Präparat / wirksamer Bestandteil |
2. Anwendung |
Einwirkzeit |
Anwendbarkeit bei Kleinkindern, Schwangeren und Stillenden laut Gebrauchsinformation |
Nyda Läusespray / Dimeticon (erstattungsfähig) |
ja, nach 9 d |
10 min |
- alle Altersklassen - in Schwangerschaft und Stillzeit anwendbar |
Nyda express / Dimeticon |
bei Bedarf** |
10 min |
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Jacutin Pedicul Fluid / Dimeticon |
bei Bedarf** |
10 min |
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Dimet 20 / Dimeticon + Dodecanol (erstattungsfähig) |
ja, nach 8, 9 oder 10 d |
20 min |
- > 6 Mo. - in Schwangerschaft und Stillzeit nach ärztl. Rücksprache anwendbar |
Licener / Neem-Extrakt |
bei Bedarf** |
10 min |
- > 2 J. - in Schwangerschaft und Stillzeit nach ärztl. Rücksprache anwendbar |
Goldgeist forte / Pyrethrumblütenextrakt (erstattungsfähig) |
bei Bedarf** |
30 – 45 min |
- Säuglinge nur unter ärztlicher Aufsicht - in Schwangerschaft und Stillzeit nur nach strenger Indikationsstellung |
Infectopedicul / Permethrin (erstattungsfähig) |
bei Bedarf** |
30 – 45 min |
- > 2. Mo. bis < 3 J. nur unter ärztlicher Aufsicht - in Schwangerschaft nach ärztlicher Rücksprache anwendbar - in Stillzeit 3 Tage Stillpause nach Gebrauch |
*beispielhafte Nennungen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit (Stand der Informationen: 11.07.2025);
**bei unzureichender Wirksamkeit der 1. Anwendung
Allgemeine Hygienemaßnahmen
Eine Kopflaus benötigt regelmäßige Blutmahlzeiten. Bekommt sie diese nicht, wird sie schnell träge und kann maximal zwei bis drei Tage überleben. So spielt die Übertragung über Gegenstände eine untergeordnete Rolle und macht „Putzorgien“ überflüssig. Dennoch rät das RKI unterstützend zu folgenden Maßnahmen: Haarbürsten und -spangen sowie Kämme in heißer Seifenlauge reinigen; Schlafanzüge, Bettwäsche, Leibwäsche und Handtücher wechseln; Gegenstände (z. B. Mützen, Schals), auf die Läuse gelangt sein können, drei Tage in verschlossener Plastiktüte aufbewahren; Insektizid-Sprays sind überflüssig.
Infektionsweg unterbrechen
Sobald ein Familienmitglied Kopfläuse hat, sollten alle im Haushalt Lebenden auf Läusebefall geprüft und zeitgleich mitbehandelt werden. Das Teilen von Kämmen, Bürsten, Hüten, Kissen und anderen Gegenständen, die direkt in Kontakt mit dem Kopf anderer Personen kommen könnten, ist zu vermeiden. Kinder mit Kopflausbefall dürfen Gemeinschaftseinrichtungen nicht besuchen. Erziehungsberechtigte sind verpflichtet, die Gemeinschaftseinrichtung zu informieren; diese wiederum muss das Gesundheitsamt benachrichtigen. Wird ein Kopflausbefall in einer Gemeinschaftseinrichtung festgestellt, gibt es für diese spezielle Handlungsvorschriften.