Reiseapotheke: Endlich Sommerurlaub

- Ein gesundheitliches Problem im Urlaub kann jeden treffen.
- In jedes Urlaubsgepäck gehört eine Reiseapotheke.
- Der Umfang der Reiseapotheke hängt unter anderem vom individuellen Bedarf des Reisenden und seiner Mitreisenden (Kinder), vom Reiseziel, der Reisedauer und der Art der Reise ab.
- In die Reiseapotheke gehören alltäglich benötigte Medikamente sowie Präparate und Verbandmittel für typische akute Beschwerden.
- Tipps zu Allgemeinmaßnahmen runden das Beratungsgespräch ab.
Eine Reiseapotheke ist unverzichtbar. Ihr Inhalt richtet sich nach dem alltäglichen Bedarf des Reisenden, wenn er unter bekannten chronischen oder häufig auftretenden Gesundheitsproblemen leidet. Beispiele sind Medikamente gegen Bluthochdruck oder erhöhten Blutzucker beziehungsweise gegen Lippenherpes oder Migräne. Hinzu kommen Präparate, die typische Reisebeschwerden vermeiden beziehungsweise lindern können, etwa einen Sonnenbrand, Magen-Darm-Probleme, Insektenstiche und Verletzungen.
Maßgeblich sind auch die Aktivitäten am Urlaubsziel (z. B. Baden, Sport, Wandern, Party) und die Art des Reisens (z. B. Rucksacktour, Luxushotel). Besondere Sorgfalt beim Zusammenstellen der Reiseapotheke gilt für Reiseziele, an denen es keine oder nur schlecht ausgestattete Apotheken gibt und/oder fehlende Sprachkenntnisse die Verständigung erschweren. Auch an Verhütungsmittel ist bei Bedarf zu denken (z. B. Kondome, Pille danach). Damit sind längst nicht alle Aspekte aufgezählt, an die beim Zusammenstellen einer Reiseapotheke zu denken ist – nachfolgend ein paar Beispiele.
Sonnenschutz – ein Muss
Typische Symptome eines Sonnenbrandes sind schmerzhafte Rötungen und Schwellungen der Haut oder sogar Blasen. Außerdem ist UV-Strahlung ein Hauptrisikofaktor für Hautkrebs und vorzeitige Hautalterung. Daher sollte prinzipiell jeder Mensch die Sonne sehr vorsichtig genießen – aber besonders dann, wenn er einen hellen Teint hat und/oder photosensibilisierende Medikamente systemisch oder topisch gebraucht. Besondere Achtsamkeit gilt bei Kindern, weil sich deren UV-Eigenschutz noch in der Entwicklung befindet. So gilt für Erwachsene und Kinder gleichermaßen, dass der Lichtschutzfaktor (LSF) eines Sonnenschutzmittels nicht hoch genug sein kann. Zudem sollte ein Sonnenschutzmittel zugleich vor UVA-Strahlung schützen. Es sollte mindestens 30 Minuten vor dem Sonnenbad aufgetragen werden und bei Bedarf erneut, zum Beispiel nach dem Baden, starkem Schwitzen oder längeren Sonnenbädern.
Cave: Medikamente
Mehr als 300 Arzneistoffe können phototoxische oder photoallergische Reaktionen auslösen. Phototoxische Reaktionen entstehen, wenn ein Arzneistoff durch UV-Licht entsprechend aktiviert wird. Dann treten binnen weniger Stunden Sonnenbrand-ähnliche Symptome an den der Sonne ausgesetzten Hautarealen auf. Photoallergische Reaktionen können auftreten, wenn UV-Strahlung einen Wirkstoff chemisch so verändert, dass er vom Immunsystem als fremd erkannt wird. Daher sind photoallergische Reaktionen auch an Hautarealen möglich, die nicht der Sonne ausgesetzt waren. Die Symptome entsprechen zumeist denen einer Kontaktdermatitis mit Juckreiz, Rötungen, Papeln und Bläschen. Diese zeigen sich oft verzögert, etwa 24 bis 72 Stunden nach Sonnenexposition. Medikamentös bedingte phototoxische und photoallergische Reaktionen erhöhen das Risiko für Hautkrebs.
Sonnenbrand lindern
Wasserreiche und daher kühlende O/W-Emulsionen gibt es als Creme, Lotion oder Spray. Bevor diese aufgetragen werden, sollten die zu behandelnden Areale sanft von Schweiß, Sand und Sonnenschutz-Rückständen befreit werden. Besonders empfehlenswert sind spezielle After-Sun- bzw. Après-Produkte, die beispielsweise Allantoin, Dexpanthenol oder Bisabolol enthalten. Sie wirken hautberuhigend und/oder entzündungshemmend. Geht ein Sonnenbrand mit Kopfschmerzen, Übelkeit und/oder Fieber („Sonnenstich“) einher, ist symptomorientiert zu behandeln (z. B. mit Fieber- und Schmerzmitteln).
Durchfall vorbeugen und stoppen
Schon einfache Maßnahmen können helfen, einen Reisedurchfall zu verhindern. Hierzu gehören die bekannte Regel „Boil it, cook it, peel it or forget it“, häufiges Händewaschen und das Benutzen von Einmal-Handtüchern. Tritt ein Durchfall dennoch auf, sollten Elektrolyt- und Flüssigkeitsverluste ausgeglichen werden. Hierfür gibt es verschiedene salz- und glukosehaltige Pulver zum Herstellen einer Trinklösung. Ist nicht zu jedem Zeitpunkt eine Toilette verfügbar und/oder geht der Durchfall mit starken Flüssigkeitsverlusten einher, besteht die Indikation für ein Präparat mit Loperamid (Selbstmedikation ab 12 J.) oder Racecadotril (Selbstmedikation ab 18 J.). Nicht nur Durchfall gehört zu den häufigen Reisebeschwerden, sondern auch Blähungen, Völlegefühl und Sodbrennen. Entsprechende Medikamente gehören ebenfalls ins Reisegepäck.

Wundpflaster – zugeschnitten oder als Strips – sind ideal für kleine Verletzungen.
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Erste Hilfe bei Verletzungen
Zum Entfernen von Fremdkörpern (z. B. Glasscherbe, Splitter, Steinchen) aus einer Wunde sind eine Pinzette und Mulltupfer wichtig, zum Desinfizieren ein Wundantiseptikum. Geeignete Wundabdeckungen für kleine Verletzungen sind herkömmliche Wundpflaster zum Selbstabschneiden oder in Form einzeln verpackter Strips. Für nässende Wunden eignen sich Pflaster auf der Basis von Hydrokolloiden und Hydrogelen.
Diese saugen Sekret auf, ohne die Wunde auszutrocknen. Mit Silber beschichtete Wundauflagen wirken antibakteriell. Größere Verletzungen lassen sich mit Kompressen (auch mit Silberbeschichtung erhältlich) abdecken, die mit einer Mullbinde oder einem Rollenpflaster befestigt werden. Sprühpflaster sind für Schürfwunden gut geeignet. Wer wandert oder viel Sport treibt, sollte Blasenpflaster mitnehmen.
Auf dem Hin- und Rückweg
Kurvenreiche Straßen, Wellengang auf hoher See oder Turbulenzen auf einem Flug sind für viele Menschen eine Qual. Am häufigsten betroffen von der Reisekrankheit (Kinetose) sind Kinder, aber auch viele Jugendliche und Erwachsene leiden darunter. Helfen können den Betroffenen rezeptfreie Antiemetika mit Diphenhydramin oder Dimenhydrinat (u. a. Zäpfchen, Tabletten). Diese werden am besten unmittelbar vor Reiseantritt vorbeugend angewendet.
Zudem verschaffen sie rasche Linderung, wenn Übelkeit und Erbrechen bereits eingetreten sind. Für Kinder gibt es niedrig dosierte Präparate, auf deren Dosierungsempfehlungen strikt zu achten ist. Wer an Augentrockenheit leidet, sollte beachten, dass sich diese auf einer langen Flugreise verschlechtern kann, und ein Tränenersatzmittel griffbereit haben. Verlangt die Reise langes Sitzen, sollte möglichen Venenbeschwerden vorgebeugt werden, etwa durch Kompressionsstrümpfe.