Serie Fresh-up: Doxycyclin

Bei Reisen in tropische Gebiete sind viele Gesundheitsrisiken zu berücksichtigen. Ein wichtiges Thema ist die Malaria-Prophylaxe, zu der in vielen Ländern Doxycyclin empfohlen wird. In Deutschland erfolgt die Anwendung off-label.

von Petra Schicketanz
30.04.2025

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© Foto: Dr_Microbe / Getty Images / iStock
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Serie Fresh-up

01/2025 Teriparatid
02/2025 Epoetin
03/2025 Isotretinoin
04/2025 Spironolacton
05/2025 Doxycyclin
06/2025 Hydroxychloroquin
07/2025 Levodopa
08/2025 Glyceroltrinitrat
09/2025 Infliximab
10/2025 Ciclosporin
11/2025 Donepezil
12/2025 Tirzepatid

Mit forschen Schritten betritt Kaya Weismüller die Apotheke. „In vier Wochen geht es los!“, strahlt sie die PTA an und berichtet begeistert von ihrer geplanten Afrikareise.
„Da könnte man glatt neidisch werden“, seufzt die PTA.„Haben Sie sich über die gesundheitlichen Risiken in den jeweiligen Ländern erkundigt?“, fragt sie die junge Studentin. „Natürlich. Meine Reiseapotheke ist noch von der letzten Tour startklar. Ich soll lediglich dieses Mittel für die Malaria-Prophylaxe besorgen“, erwidert diese und drückt ihr ein Privatrezept in die Hand. „Doxycyclin-Monohydrat 100 Milligramm“, liest die PTA.

„Ist das nicht ein Antibiotikum?“, wundert sich die Kundin. „Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob dem Arzt vielleicht ein Fehler unterlaufen ist.“ Die PTA nickt. „Das ist tatsächlich ein Antibiotikum, doch es wirkt auch auf Plasmodien, also die Erreger der Malaria. Allerdings ist Doxycyclin formal in Deutschland nicht für diese Anwendung zugelassen. Deshalb werden Sie im deutschen Beipackzettel keine entsprechenden Hinweise finden.

Viele andere Länder empfehlen hingegen das Mittel als Alternative zu Mefloquin oder der Kombination aus Atovaquon und Proguanil. Auch die WHO und die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin unterstützen diese Anwendung, also keine Sorge, der Arzt hat die Verschreibung genau so beabsichtigt.“

Kein Stich, keine Infektion
 

Hintergrund

Das verschreibungspflichtige Tetrazyklinantibiotikum Doxycyclin behindert die Proteinbiosynthese von Bakterien und hemmt dadurch deren Wachstum und Vermehrung. Es hat ein breites Wirkspektrum, von Atem- und Harnwegserkrankungen über Magen-Darm-Infekte, Borreliose bis hin zu Pest und Milzbrand. Wegen seiner Wirksamkeit auf Plasmodien kann es darüber hinaus auch zur Prophylaxe der Malaria eingesetzt werden, nicht jedoch als alleiniges Mittel zu deren Behandlung.

„Die Dosis von 100 Milligramm sollten Sie einmal täglich mit ausreichend Wasser einnehmen, am besten zu oder kurz nach einer Mahlzeit. Das vermeidet Übelkeit und Ulzerationen der Speiseröhre, die ansonsten leicht bei Einnahmefehlern auftreten. Bitte vermeiden Sie in diesem Zusammenhang Milchprodukte, denn diese inaktivieren den Wirkstoff. Beginnen Sie einen Tag vor der Reise in ein Malariagebiet mit der Einnahme und setzen Sie diese bis vier Wochen nach dem Aufenthalt fort.“

„Ist diese Prophylaxe wirklich nötig? Ich könnte doch das Mittel einfach nehmen, wenn ich Malaria-Symptome habe“, überlegt die Kundin.

„Das würde ich nicht empfehlen. Zum einen reicht Doxycyclin nicht zur alleinigen Behandlung aus, es müsste dafür in der doppelten Dosierung zusätzlich mit Chinin kombiniert werden. Zum anderen ist die Malaria eine ernstzunehmende Erkrankung, die innerhalb weniger Tage nach dem Beginn der Symptome tödlich verlaufen kann. Das Risiko sollten Sie nicht leichtfertig eingehen.“

Die PTA erklärt eindringlich, wie wichtig es ist, auch bei bestehender Prophylaxe sorgfältig auf Malaria-Symptome zu achten. „Selbst Monate nach der Rückkehr sollten Sie noch bei Fieber oder anderen unklaren Krankheitssymptomen umgehend ärztlichen Rat einholen und darauf hinweisen, wann und in welchem Malaria-Gebiet Sie sich aufgehalten haben.“

Hinweise

„Auch wenn Sie dunkle Haare haben und vermutlich normalerweise nicht so leicht einen Sonnenbrand bekommen, müssen Sie unter der Einnahme von Doxycyclin berücksichtigen, dass es eine phototoxische Reaktion auslösen kann. Dementsprechend sollten Sie direkte Sonnenbestrahlung meiden. Verwenden Sie konsequent einen hohen Sonnenschutz und tragen Sie auf die unbedeckte Haut 20 bis 30 Minuten nach dem Sonnenschutz ein Mücken-abweisendes Mittel auf. Zudem sollten Sie alle anderen Maßnahmen der Expositionsprophylaxe einhalten, damit Sie erst gar nicht gestochen werden.

Infos hierzu und zu allen anderen Malaria-relevanten Themen finden Sie auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e. V. unter dtg.org.

Extra

Danach gibt die PTA der Kundin weitere Hinweise, die bei der Einnahme von Doxycyclin zu beachten sind: „In seltenen Fällen kann sich der Augenhintergrund verändern und der Hirndruck ansteigen. Deshalb muss das Mittel bei Sehstörungen und Kopfschmerzen sofort abgesetzt werden. Es können Verdauungsstörungen auftreten, und die Leberwerte können sich erhöhen.

Frauen bekommen unter der Behandlung häufig Vaginalmykosen und müssen zudem beachten, dass die Wirkung der Pille beeinträchtigt sein kann. Prinzipiell darf das Antibiotikum nicht in der Schwangerschaft und bei Kindern unter acht Jahren gegeben werden. Zudem sind Wechselwirkungen mit einigen Antikonvulsiva, Cumarinen und Antidiabetika möglich.“

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