Serie Fresh-up: Paroxetin

Während der Arbeitszeit sind private Telefonate unerwünscht. Jedoch gibt es Umstände, die eine Ausnahme erfordern. Eine solche Situation entsteht, wenn jemand aus der Familie Rat zu einer Panikstörung mit Paroxetin-Therapie sucht.

von Petra Schicketanz
31.03.2024

04pta_Fresh-up_AdobeStock_703312309
© Foto: Dennis / stock.adobe.com / Generated with AI (Symbolbild mit Fotomodellen)
Anzeige

Normalerweise führt die PTA keine privaten Telefongespräche während der Arbeitszeit. Aber auch die eigene Familie braucht gelegentlich einen fachlichen Rat – so wie ihre Cousine Cosima: „Stell dir vor, der Arzt hat bei mir eine Panikstörung mit Agoraphobie diagnostiziert und mir ein Mittel mit Paroxetin verschrieben.“ Schon an der weinerlichen Stimme ihrer Cousine erkennt die PTA sofort, wie es um sie bestellt ist.

Aktueller Podcast

„Jetzt hast du Angst, entweder für den Rest deines Lebens Menschenansammlungen meiden oder Psychopharmaka nehmen zu müssen?“, fragt sie deshalb provokativ. „Na das ist doch so, oder nicht?“, schluchzt Cosima.

Hintergrund

„Also als erstes gratuliere ich dir zu deinem Schritt, einen Arzt aufzusuchen. Denn ohne therapeutische Unterstützung ist es in der Tat schwierig, mit einer Panikstörung fertig zu werden. Wir haben uns alle große Sorgen gemacht, als du an Omas Geburtstag plötzlich Herzrasen und Atemnot bekommen hast. Jetzt weißt du wenigstens, warum das passiert ist, und kannst dir helfen lassen.“ „Aber reicht da nicht auch eine Gesprächstherapie?“

„Ich würde dir eine kognitive Verhaltenstherapie empfehlen. Dabei lernst du, deine persönlichen Vermeidungsstrategien aufzulösen. Mir ist schon länger aufgefallen, dass du immer seltener auf Familienfeiern erscheinst. Solche Rückzugstendenzen sind typisch und schränken dich in deinem Alltag immer weiter ein. Irgendwann traust du dich gar nicht mehr aus dem Haus und wirst arbeitsunfähig, weil du den Kontakt mit Menschen nicht mehr aushältst.

Letztendlich ist eine Panikattacke eine körperliche Reaktion, die durch eine Dysregulation von Botenstoffen im Gehirn ausgelöst wird. Hier wirkt das Paroxetin und nimmt Einfluss auf die Paniksymptome wie Zittern, Schweißausbruch, Herzrasen, Hyperventilation, Atemnot und ein Engegefühl in der Brust. Treten solche Attacken ohne besonderen Auslöser immer wieder auf, spricht man übrigens von einer Panikstörung, die zu den Angsterkrankungen gehört.“

Serie Fresh-up

01/2024 Lercanidipin
02/2024 Metformin
03/2024 Levothyroxin
04/2024 Paroxetin
05/2024 Lamotrigin
06/2024 Enoxaparin
07/2024 Metronidazol
08/2024 Tamoxifen
09/2024 Testosteron
10/2024 Ranolazin
11/2024 Oxycodon
12/2024 Sulfasalazin

Hinweise

Paroxetin ist ein potenter selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Der Neurotransmitter Serotonin nimmt Einfluss auf Schmerzempfindung, Gedächtnis, Schlaf, Essverhalten, Thermoregulation und Sexualtrieb. Gerät Serotonin im Wechselspiel mit anderen Gehirnbotenstoffen aus dem Gleichgewicht, kommt es zu emotionalen Prozessen wie Depression, Angst- und Panikstörungen.

Bei Panikstörungen wird eine Dosierung von 40 Milligramm pro Tag empfohlen (max. 60 mg/d). In der Frühphase der Behandlung kann sich die Paniksymptomatik verschlechtern. Deshalb wird zu Beginn nur eine Initialdosis von zehn Milligramm gegeben und je nach Ansprechen auf die Behandlung schrittweise auf die erforderliche Dosierung gesteigert. Umgekehrt sollte ein plötzliches Absetzen von Paroxetin vermieden werden. Stattdessen wird die Tagesdosis während der Ausschleichphase im Wochenrhythmus um jeweils zehn Milligramm reduziert.

Paroxetin-Tabletten werden einmal täglich morgens zusammen mit dem Frühstück eingenommen und mit ausreichend Wasser geschluckt. Sie sollten nicht gekaut, gelutscht oder längere Zeit im Mund behalten werden, da sie neben einem bitteren Geschmack ein unangenehmes Gefühl wie Brennen im Hals, Hustenreiz oder Erstickungsgefühl auslösen können.

Extra

Paroxetin wirkt antidepressiv. Es besitzt keine sedierende Wirkkomponente, sondern eher einen aktivierenden Aspekt. Vor allem bei jüngeren Menschen mit Suizidgedanken ist das problematisch, da das Suizidrisiko möglicherweise zu Behandlungsbeginn ansteigt. Diese Patientengruppe sollte bei Dosisanpassungen engmaschig überwacht werden. Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren sollte Paroxetin nicht angewendet werden, da ein erhöhtes Risiko von suizidalem und feindseligem Verhalten festgestellt wurde.

Während der Behandlung sollte Alkohol vermieden werden. Wurde vor der Behandlung mit Paroxetin ein irreversibler oder ein reversibler MAO-Hemmer gegeben oder ist im Anschluss eine solche Behandlung geplant, so muss unbedingt der in der Fachinformation vorgegebene Zeitabstand eingehalten werden. Darüber hinaus kann sich die Plasmakonzentration anderer Wirkstoffe verändern, die über das Cytochrom-P450-System verstoffwechselt werden. Bei gleichzeitiger Gabe oraler Antikoagulanzien erhöht sich die Blutungsneigung. Dies ist auch bei nicht steroidalen Antirehumatika wie Acetylsalicylsäure der Fall. Über weitere unerwünschte Neben- und Wechselwirkungen informiert die Fachinformation.

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *
Inhaltsverzeichnis