Sonnenschutzmittel: Fluch und Segen

Keine Frage, Sonnencremes schützen, richtig angewendet, vor Sonnenbrand. Doch vor allem chemische UV-Filter stehen wegen umwelttoxischer und negativer gesundheitlicher Aspekte zunehmend in der Kritik.

von Kirsten Bechtold
29.08.2025

KI-Bild: Nahaufnahme menschliches Auge und Schweiß im Gesicht
© Foto: Kristina / stock.adobe.com / generiert mit KI (Symbolbild mit Fotomodell)
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Es gibt chemische (organische) und physikalische (mineralische) UV-Filter. Während die physikalischen UV-Filter weitestgehend als sicher gelten, stehen die chemischen wie Oxybenzon und Octinoxat in Verdacht, sich negativ auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt auszuwirken. Ein Update gibt ein Artikel auf springermedizin.de. Für Sie haben wir einige Aspekte daraus zusammengefasst.

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Haut und Haare

Chemische UV-Filter werden wegen ihrer photoprotektiven Eigenschaften nicht nur in Sonnenschutzmitteln eingesetzt, sondern auch in anderen Kosmetika und Parfums sowie als Photostabilisatoren in Kunststoffen. Zudem enthalten Produkte zum Schutz vor Sonnenstrahlung Weichmacher, Emulgatoren und Duftstoffe. In Kombination mit UV-Filtern können diese potenziell toxisch wirken.

Insbesondere für Oxybenzon konnten wiederholt photoallergische und allergische Kontaktekzeme beobachtet werden. Die Substanz steht zudem in Verdacht, bei regelmäßiger Anwendung das Risiko für das Auftreten der frontal fibrosierenden Alopezie um mehr als das Doppelte zu erhöhen.

Die Autoimmunerkrankung, bei der Haarfollikel unumkehrbar zerstört werden, tritt vor allem bei Frauen nach den Wechseljahren auf. Charakteristisch sind ein fortschreitender Rückgang des Haaransatzes an Stirn und Schläfen sowie ein Verlust der Augenbrauen. Forschende halten es für möglich, dass Oxybenzon über hormonelle Effekte, Immunreaktionen und oxidativen Stress zum Auftreten der Krankheit beiträgt. Allerdings fehlen Studien, die den Zusammenhang ursächlich belegen.

Nachweisbar im Blut

Mehrere Studien konnten dem Artikel zufolge belegen, dass chemische Filter wie Avobenzon, Oxybenzon, Octocrylen oder Homosalat nach topischer Anwendung in messbaren Konzentrationen im Blut, Urin und sogar in der Muttermilch auftreten. Zum Teil überschritten die gemessenen Werte die von der U.S. Food and Drug Administration festgelegten Grenzwerte. Das gibt Forschenden Anlass zur Sorge. Unter anderem weisen Humanstudien darauf hin, dass Oxybenzon womöglich Schilddrüsenhormone, Testosteronspiegel, Nierenfunktion und die Pubertätsentwicklung beeinflussen kann.

Auch hier reicht die Datenlage derzeit nicht aus, um einen kausalen Zusammenhang herzustellen. Es scheint zudem von der Partikelgröße der Substanzen abhängig zu sein, ob sie in den Körper gelangen oder in der obersten Hautschicht, dem Stratum corneum, verbleiben, und somit nicht absorbiert werden.

Risiko durch Sprays

Physikalische UV-Filter wie Zinkoxid und Titandioxid gelten in kosmetischen Mitteln als sicher. Sie sollten jedoch nicht in die Lunge gelangen. Das Risiko für die orale Exposition, beispielsweise durch Lippenpflegeprodukte, wird als gering eingestuft.

Den Einsatz in Sonnenschutzmitteln regelt die EU-Kosmetikverordnung. In Sprays ist Titandioxid zum Beispiel verboten, wenn die Partikel so klein sind (Nanopartikel), dass sie in tiefere Lungenabschnitte gelangen könnten.

Umweltaspekte

Gelangen UV-Filter aus Sonnenschutzmitteln ins Meer oder in Seen, können sie Korallen, Muscheln und Fische schädigen. Studien zeigen toxische Effekte wie Wachstumshemmung, hormonelle Störungen, Neurotoxizität und Korallenbleiche. Dabei gelangen die Substanzen nicht nur direkt beim Schwimmen ins Wasser.

Auch tägliche Aktivitäten wie Duschen, Waschen oder sogar Urinieren tragen zur Einleitung von Sonnenschutzmittelkomponenten in den Wasserkreislauf bei, und zwar über Kläranlagen. Hier können die Substanzen wegen ihrer geringen Wasserlöslichkeit nur begrenzt entfernt werden. Die Anreicherung von UV-Filtern entlang der Nahrungskette wurde in verschiedenen Tierarten nachgewiesen. Für Menschen ergibt sich daraus ein indirektes Risiko – insbesondere über den Konsum von Fisch und Meeresfrüchten. Klinisch relevante Auswirkungen sind bislang nicht belegt.

Moderne UV-Filter

Breitspektrumfilter wie Tinosorb M, Mexoryl, Triasorb und Uvasorb HEB sind moderne UV-Filter. Sie kombinieren eine hohe Wirksamkeit mit einer minimalen dermalen Absorption. Doch auch sie sind nicht die Allheilsbringer. Um den ökologischen Fußabdruck von Sonnenschutzmitteln insgesamt zu minimieren, muss die Bevölkerung für die Problematik sensibilisiert und über die Bedeutung der Kombination von Sonnenschutzmitteln mit anderen Lichtschutzmaßnahmen (z. B. Schutzkleidung) aufgeklärt werden.

Noch was ...
  • UV-Filter lassen sich grob in zwei Gruppen einteilen: organische (chemische) und mineralische (physikalische) Filter.
  • Beispiele für chemische UV-Filter sind Oxybenzon, Octinoxat, Octocrylen und Avobenzon.
  • Beispiele für physikalische Filter sind Zink- und Titandioxid. Sie gelten als relativ sicher.
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