So überstehen Diabetiker den Ramadan

(wg/kib) Der Fastenmonat Ramadan dauert dieses Jahr vom 6. Juni bis zum 5. Juli. Für gläubige Moslems heißt das: über 30 Tage von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nicht essen, nicht trinken, nicht rauchen und keinen Geschlechtsverkehr. Wollen Muslime mit Diabetes nicht auf das Fasten verzichten, müssen sie ein paar Dinge beachten.

14.06.2016

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© Foto: Engin Korkmaz / iStock / Thinksto
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Sind Zuckerkranke stabil eingestellt, ist Fasten oftmals möglich. "Um Komplikationen wie Unterzuckerungen zu vermeiden, sollten Diabetiker aber nur nach Absprache mit ihrem Arzt fasten", betont Dr. Mahmoud Sultan, Ärztlicher Leiter des Diabetes Zentrums Kreuzberg in Berlin in einer Mitteilung von diabetesDE.

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Dabei ist vor allem darauf zu achten, dass Insulin und andere Antidiabetika mit Hypoglykämierisiko in den Morgenstunden reduziert werden. Solche Medikamente können nämlich wegen der veränderten Lebensweise im Fastenmonat trotz gewohnter Dosierung Hypoglykämien verursachen.

Zudem ist darauf zu achten, dass der Einnahmezeitpunkt einer regelmäßigen Medikation verschoben wird: Denn fastende Patienten dürfen während des Tages auch keine Tabletten schlucken, da dies als Fastenbruch gewertet würde. Im Ramadan darf darüber hinaus auch parenteral nichts zugeführt werden, auch Injektionen sind tagsüber nicht erlaubt.

Das gilt allerdings nicht im Notfall: "Sobald Menschen mit Diabetes verwirrt wirken, Kreislaufprobleme auftreten oder sie gar umkippen, sollten sie unverzüglich Wasser trinken", mahnt Sultan.

Besonders eine Unterzuckerung kann Ursache eines solchen Zusammenbruchs sein. Patienten und vor allem auch ihre Angehörigen sollten die Symptome einer sich anbahnenden Hypoglykämie unbedingt kennen: Schwitzen, Zittern oder Herzklopfen. Betroffene müssen sofort Traubenzucker essen, Cola oder Fruchtsaft trinken, sagt der Diabetologe. Das Fasten muss dann unterbrochen werden.

"Häufig beobachten wir in der Praxis, dass sich die Blutzuckerwerte von Menschen, die fasten, verschlechtern", so Sultan. Oft essen die Patienten nach Sonnenuntergang üppiger als zur restlichen Zeit des Jahres. "Weder zu süß, noch zu fettig sollten die Speisen sein, um Blutzuckerschwankungen zu verhindern", so der Diabetologe.

Fladenbrot, Haferflocken und Reis mit Bohnen eignen sich zu dieser Phase besonders gut. "Solche stärkehaltigen Kohlenhydrate halten den Blutzuckerspiegel stabil". Um Unterzuckerungen zu vermeiden, rät der Experte, zudem öfter als üblich den Blutzucker zu messen. Als Faustregel gilt: Ist der Blutzuckerwert niedriger als 59 mg/dl oder höher als 288 mg/dl, muss sofort aufgehört werden zu fasten.

Patienten sollte zudem eingeschärft werden, dass sie abends, beim täglichen Fastenbrechen ausreichend Wasser oder auch ungesüßten Tee trinken. So verhindert man, dass der Körper austrocknet.

Grundsätzlich sind Kranke durch ihren Glauben nicht unbedingt zum Fasten verpflichtet. Gläubige Patienten können nämlich alternativ für jeden im Ramadan versäumten Fastentag einen Bedürftigen speisen (Fidya). Patienten mit besonders hohem Risiko durch Fasten sollte daher auch davon abgeraten werden.

Quelle: Ärzte Zeitung

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