Welche Therapie bei Tinnitus hilft

(abd/kib) Kognitive Verhaltenstherapie, Hörtherapie, Medikamente: Bei Tinnitus gibt es viele therapeutische Maßnahmen. In einer europäischen Leitlinie wird nun bewertet, wie gut sie wirken.

03.12.2018

Frau mit Ohrschmerz hält sich das linke Ohr zu
© Foto: TomFoldes / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)
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Einheitliche Standards für die Behandlung bei chronischem Tinnitus zu etablieren, ist eines der Ziele einer multidisziplinären europäischen Leitlinie, die von einem internationalen Expertenteam erarbeitet wurde und kurz vor der Veröffentlichung steht.

Wichtige Empfehlungen der neuen Leitlinie präsentierte Professor Birgit Mazurek, Direktorin des Tinnituszentrums an der Charité Berlin, bei der 52. Fortbildungsveranstaltung für Hals-Nasen-Ohrenärzte in Mannheim.

Demnach wird bei Tinnitus Schweregrad I und II eine Psychoedukation empfohlen. Sie bildet die Grundlage, dass der Patient konstruktive Verhaltensmechanismen entwickeln kann.

Der höchste Evidenzgrad in der Behandlung des Tinnitus liegt derzeit für die kognitive Verhaltenstherapie vor. Diese ist ab Tinnitus Grad III sinnvoll und soll maladaptive Muster auf kognitiver, emotionaler und verhaltensbezogener Ebene bewusst machen und verändern. Die kognitive Verhaltenstherapie führt zu einer signifikanten Verbesserung der Lebensqualität, der Tinnitusbelastung und von Depressionsscores. Die Lautheit des Tinnitus wird dadurch jedoch nicht beeinflusst.

Zunehmend werden multimodale Therapiekonzepte evaluiert. Solche Therapieprogramme versuchen interdiziplinär, muskuläre Verspannungen, Gedanken und Gefühle, körperliche Faktoren und Aufmerksamkeitsprozesse günstig zu beeinflussen. Die Kombination aus Psychoedukation, kognitiver Verhaltenstherapie und auditorischer Stimulation verbessert die gesundheitsbezogene Lebensqualität, den Schweregrad des Tinnitus und die Beeinträchtigung durch das Ohrgeräusch.

Hörgeräte verbessern das Hörhandicap und die Lebensqualität, zurzeit gibt es jedoch wenige Daten zum Einsatz als primäre Intervention bei Tinnitus. Potenzielle günstige Effekte der Hörgeräteversorgung auf den Tinnitus könnten die Reduzierung von Distress, die Verbesserung der Kognition und damit eine bessere Tinnitushabitation sein.

Sound-Therapie sowie pharmakologische Behandlungen werden in der europäischen Leitlinie in der Regel nicht empfohlen. Bei Patienten mit Demenz scheint sich jedoch ein Extrakt aus Ginkgo biloba günstig auf die Tinnitussymptomatik auszuwirken.

Quelle: Ärzte Zeitung

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