Geistesblitz dank Powernapping

N2 nennen Forschende die Schlafphase, die auf die Einschlafphase folgt – eine Schlafphase, in der Schlafende wenig träumen und die während der Nacht mehrmals auftritt. Eine neue Studie der Exzellenzuniversität Hamburg untermauert die Vermutung, dass diese Schlafphase hilft, Probleme zu lösen.
Die Eckdaten der Studie
Alle Teilnehmenden waren zwischen 18 und 35 Jahre alt und starteten zur gleichen Zeit (13 Uhr). So wollten die Wissenschaftlerinnen mögliche Einflüsse der Tageszeit ausschließen. Die Forscherinnen baten die Probandinnen und Probanden, in der Nacht vor dem Experiment etwa 30 Prozent weniger zu schlafen und kein Koffein zu konsumieren. So sollte die Wahrscheinlichkeit erhöht werden, dass diese während des Powernappings auch tatsächlich einnickten.
Das Experiment bestand aus drei Teilen:
- Eingangstests von etwa 25 Minuten (inkl. Überprüfung der Bewegungswahrnehmung, Reaktionszeit und Wachheit)
- 20-minütigen Nickerchen (halbliegende Position auf einem Sessel, Beine auf einem Fußteil, in einer Hand einen leichten Plastikbecher (Anm.: Mit dem Einsetzen des N2-Schlafs fällt der Becher wahrscheinlich um und weckt die Teilnehmer auf).
- Wiederholung der Eingangstests, nach einer gewissen Zeit mit leicht geänderten Aufgaben.
Die Ergebnisse
Knapp 70 Prozent der Teilnehmenden fiel während des Versuchs in einen Kurzschlaf. 86 Prozent der Befragten, die zuvor in die N2-Schlafphase gekommen waren, realisierten die Änderungen in den Aufgaben schlagartig mithilfe eines Geistesblitzes. In der Gruppe derjenigen, die nur die Einschlafphase erreicht hatten, waren dies nur 69 Prozent und bei denen, die gar nicht geschlafen hatten, 56 Prozent.
Ein kurzes Nickerchen steigert die Wahrscheinlichkeit, dass ein Geistesblitz kommt – besonders, wenn tieferer Schlaf erreicht wird.
Aha-Momente durch Schlaf
Die Fachwelt vermutet schon länger, dass verschiedene Schlafphasen die Kreativität beeinflussen und die Fähigkeit des Gehirns steigern können, blitzartig neue Erkenntnisse zu gewinnen. Die Versuchsreihe an der Universität Hamburg hat diese These untermauert und speziell die Rolle der N2-Schlafphase verdeutlicht.
Dabei sind Schlafphasen keine genau abgegrenzten Zustände – die Einschlafphase N1, die erste tiefere Schlafphase N2 und die Tiefschlafphase N3 gehen ineinander über. Sie unterscheiden sich beispielsweise durch die Abnahme der Muskelspannung und durch die Gehirnaktivität der Schlafenden.
„Wir konnten beobachten, dass die von uns gemessene Hirnaktivität während des Schlafs mit der Wahrscheinlichkeit eines anschließenden Aha-Moments korrelierte“, erklärt Dr. Anika Löwe, eine der beiden Hauptautorinnen der Studie. „So konnten wir die Wahrscheinlichkeit, mit der jemand nach dem Schlaf einen Geistesblitz haben würde, aufgrund unserer Messdaten vorhersagen.“
Quelle: IDW