Hepatitis B: Impfen ist einfach, die Infektion ist kompliziert

(kib) Hepatitis B ist nach wie vor weltweit verbreitet. Und das, obwohl es seit Jahrzehnten eine sichere Schutzimpfung gibt. Darauf weist die Deutsche Leberhilfe e. V. anlässlich des am 28. Juli stattfindenden Welt-Hepatitis-Tag hin und erklärt das Krankheitsbild.

10.08.2023

3D-Illustration des menschlichen Oberkörpers mit Leber
© Foto: PIC4U / stock.adobe.com
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Die Zahlen sprechen für sich: Im Jahr 2019 entwickelten nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO 296 Millionen Menschen eine chronische Hepatitis-B-Infektion. Im gleichen Jahr verstarben 820.000 Menschen. Die Todesursache war meist eine Leberzirrhose oder Leberzellkrebs.

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Wie wird eine Hepatitis-B-Infektion übertragen?

Hepatitis B wird durch Blut und Körperflüssigkeiten übertragen. Die häufigsten Übertragungswege sind:

  • infizierte Sexualpartner
  • Geburt (wenn die Mutter Hepatitis-B-positiv ist)

Das Virus kann auch übertragen werden, wenn Drogenabhängige ihre Utensilien teilen. Ebenso kann es durch Hygienemängel bei ärztlichen Eingriffen, Tätowierungen oder Piercings zur Infektion kommen.

Wie verhindert eine Impfung die Infektion?

Eine Hepatitis-B-Impfung kann eine Ansteckung fast immer verhindern. Die Impfung selbst ist nicht ansteckend, auch nicht in abgeschwächter Form, da es sich um einen Totimpfstoff handelt. Die Impfung enthält nur leere Virushüllen und regt das Immunsystem an, schützende Antikörper zu entwickeln.

Wenn Geimpfte später in Kontakt mit einem Hepatitis-B-Virus kommen, wird das Virus vom Immunsystem erkannt, durch die Antikörper rasch neutralisiert und die Infektion unterbunden. Die Impfung schützt gleichzeitig vor dem gefährlichen Hepatitis-D-Virus, welches nur zusammen mit Hepatitis B auftreten kann.

Welt-Hepatitis-Tag

Seit drei Jahren läuft die Kampagne der World Hepatitis Alliance "Hepatitis kann nicht warten!" (Hep can't wait!). Das Motto des diesjährigen Welt-Hepatitis-Tages greift dies auf und lautet I'm not waiting“ bzw. “We’re not waiting“. Im Deutschen lautet das Motto daran angelehnt: "Ich warte nicht. Ich handele!“ bzw. „Wir warten nicht. Wir handeln!“

Dies ist ein Aufruf an Menschen, auch Eigeninitiative zu zeigen, indem sie sich impfen, testen und – falls sie bereits eine chronische Hepatitis haben – entsprechend behandeln lassen.

Eine Hepatitis-B-Infektion auf „natürlichem Weg“ durchzumachen ist keine gute Alternative zur Impfung.

Was, wenn es zur Infektion kommt?

Während eine Impfung die Infektion in der Regel ganz verhindert, kann eine Hepatitis-B-Infektion zu vielen Problemen führen und hinterlässt immer Spuren. Sie kann auf drei verschiedene Arten ablaufen:

„Spontanheilung“

Im ersten halben Jahr der Infektion kann es zu einer „Spontanheilung“ kommen. Zunächst entzündet sich auch hier die Leber (Hepatitis). Das Immunsystem zerstört infizierte Leberzellen. Nach und nach gewinnt die körpereigene Abwehr die Oberhand. Im Blut sind dann nur noch Antikörper messbar, alle Marker des Virus (Antigene, DNA) sind dauerhaft verschwunden.

Die Spontanheilung ist der bestmöglichste Verlauf einer Infektion. Genesene können andere nicht mehr anstecken, sind gegen erneute Ansteckung immun und haben meist keine dauerhaften Leberprobleme.

Allerdings hinterlassen Hepatitis-B-Viren auch bei einer „Spontanheilung“ ihr Erbmaterial in den Leberzellen. Bei schwerer Immunschwäche können sie wieder aktiv werden (z. B. nach Chemotherapie, Knochenmarkstransplantation, Aids) und zu schweren Leberentzündungen und sogar Leberversagen führen.

Geimpfte haben dieses Risiko nicht: Das Virus bekommt hier gar nicht erst die Chance, sich in den Leberzellen einzunisten.

Akutes Leberversagen

In seltenen Fällen kann schon eine Erstinfektion mit Hepatitis B lebensgefährlich werden: Das Immunsystem reagiert über und zerstört sehr viele Leberzellen gleichzeitig. Es kann zum Leberversagen kommen. Medikamente können dies teilweise abmildern, in schweren Fällen kann nur eine Lebertransplantation das Leben retten.

Chronischer Verlauf

Das häufigste Problem bei Hepatitis-B-Infektionen (aber niemals bei Impfung) sind chronische Verläufe. Dem Immunsystem gelingt es dann im ersten halben Jahr nicht, die Infektion auszuheilen, sodass das Virus dauerhaft im Blut messbar bleibt. Späte „Spontanheilungen“ einer chronischen Hepatitis-B-Infektion sind selten.

Verläuft die Hepatitis B chronisch, kann die Leber durch die langjährige Entzündung vernarben und eine Leberzirrhose entstehen. Bei Zirrhose werden viele lebenswichtige Vorgänge im Körper eingeschränkt, welche sowohl Stoffwechsel, Immunsystem, aber auch Entgiftung und Blutgerinnung betreffen. Zudem kann ein Leberkrebs entstehen, das hepatozelluläre Karzinom.

Eine chronische Hepatitis B ist mit Medikamenten behandelbar. Diese unterdrücken die Virusvermehrung, sodass die chronische Entzündung nachlässt. Betroffene haben hierdurch ein geringeres Risiko für Leberschäden und sind weniger beziehungsweise kaum noch ansteckend.

Einmalig kostenfrei auf Hepatitis B und C testen lassen

Krankenversicherte ab 35 Jahren können sich in Deutschland einmalig kostenfrei auf Hepatitis B und C untersuchen lassen. Der Test wird sonst auch bei Risikofaktoren empfohlen und meist erstattet, wie beispielsweise bei erhöhten Leberwerten.

Quelle: Deutsche Leberhilfe e. V.

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