Schmerzfrei in der virtuellen Welt

(kib) Virtual Reality(VR)-Brillen und Apps: Diese innovativen Anwendungen haben laut Medizinern großes Potenzial für die Schmerztherapie. Warum das so ist, haben die Experten auf dem Deutschen Schmerzkongress 2023 in Mannheim erklärt.

23.10.2023

Frau mit VR-Brille
© Foto: yacobchuk / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)
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Chronische oder häufig wiederkehrende Schmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und schränken nicht selten auch das Sozialleben und die berufliche Leistungsfähigkeit ein. Entsprechend wichtig wäre eine frühzeitige und kompetente Behandlung – doch gerade im psychotherapeutischen Bereich herrscht derzeit ein gravierender Mangel an Therapieplätzen, berichten die Experten der Deutschen Schmerzgesellschaft und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft. Hier könnten VR-Brillen, Apps, aber auch die Telemedizin eine Versorgungslücke schließen, sind sie sich einig.

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Virtuelle Realität

Wie Virtual Reality bei der Schmerztherapie helfen kann, erklärte Prof. Dr. Axel Schäfer, Professor für Therapieforschung und Physiotherapeut an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim. Über eine VR-Brille werde die Illusion eines virtuellen Körpers erzeugt, der in einer künstlichen Welt agiert. Das lenkt zum einen effektiv vom Schmerz ab. „Zum anderen kann der Nutzer vollständig in die virtuelle Umgebung eintauchen und den virtuellen Körper im Idealfall als real präsent erleben“, sagte Schäfer.

Dieses Phänomen wird als Embodiment bezeichnet und als einer der möglichen Wirkmechanismen von VR in der Schmerztherapie diskutiert. Denn durch die Illusion eines virtuellen Körpers verändere sich auch die Körper- und Schmerzwahrnehmung in der realen Welt. In den vergangenen Jahren habe VR daher in der Therapie chronischer Schmerzen zunehmend an Bedeutung gewonnen.

Apps unterstützen

Eine kleine, aber signifikante schmerzreduzierende Wirkung kann auch durch speziell entwickelte Smartphone-Apps (digitale Gesundheitsanwendungen, DiGA) erzielt werden. Mittlerweile sind elf solcher Apps für den Indikationsbereich Schmerz vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte anerkannt und als erstattungsfähige DiGAs gelistet.

„Meist beinhalten sie Elemente wie Stressreduktion, Entspannung, Schlafhygiene, Ernährung oder ein Schmerztagebuch“, fasst Schäfer zusammen. Damit könnten die Apps eine ambulante Therapie unterstützen und helfen, das Erreichte in den Alltag zu übertragen.

Potenzial noch nicht ausgeschöpft

„Das therapeutische Potenzial der Digitalisierung ist bei Weitem noch nicht ausgeschöpft und lässt sich bislang allenfalls grob abschätzen“, sagt Kongresspräsident PD Dr. med. Lars Neeb. Angesichts der rasanten Entwicklung und fehlender Langzeitdaten seien allerdings noch viele Fragen offen.

Quelle: Deutsche Schmerzgesellschaft / Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V.

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