Serie Fresh-up: Zolpidem

Sigrid Gensthaler war schon oft wegen ihrer Schlafstörungen in der Apotheke. Die PTA kennt ihre seit Monaten anhaltende Leidensgeschichte, denn der dauerhafte Schlafmangel beeinträchtigt die Lebensqualität der Kundin ganz erheblich. „Wie geht es Ihnen heute, Frau Gensthaler?“, begrüßt sie die Kundin, der die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben steht. „Na ja, wie soll es schon gehen, wenn man jede Nacht wach liegt“, gibt diese zurück. „Ich habe dieses Mittel verschrieben bekommen. Aber was ich darüber im Internet gelesen habe, gefällt mir gar nicht.“ Neugierig nimmt die PTA das Rezept entgegen und erkennt sofort, worauf die Kundin hinauswill. „Zolpidem fünf Milligramm“, liest sie laut. „Die Verordnung war naheliegend. Immerhin haben Sie vorbildlich alles ausprobiert, was die Leitlinien empfehlen.“ „Erinnern Sie mich nicht daran. Die Erhöhung des Schlafdrucks durch geplanten Schlafentzug gehört zu meinen schlimmsten nächtlichen Erfahrungen. Und die kognitive Verhaltenstherapie hat am Ende auch nichts gebracht. Ich kann ja verstehen, dass man erst diese Möglichkeiten versucht, aber offensichtlich bin ich dafür die falsche Person.“ „Einen Versuch war es aber wert. Viele unserer Kunden haben davon profitiert.“
Hintergrund
Die PTA erklärt der Kundin die Hintergründe: „An erster Stelle der Leitlinien steht eine möglichst natürliche Schlafregulation und gegebenenfalls eine Therapie der Grunderkrankungen, um die körpereigenen Abläufe nicht zusätzlich durcheinander zu bringen. Erst wenn diese Ansätze nicht funktionieren, werden verschreibungspflichtige Hypnotika eingesetzt.“ „Aber was sagen Sie denn nun zu diesem Wirkstoff?“, will Frau Gensthaler wissen. „Ich habe gelesen, dass er süchtig macht.“
„Das ist tatsächlich möglich“, bestätigt die PTA. „Leider gibt es keine risikofreien, idealen Schlafmittel, die einen natürlichen Schlaf garantieren. Benzodiazepine, von denen Sie sicher schon einmal gehört haben, führen zum Beispiel zu einem Hang-over-Effekt am nächsten Tag. Dann hat man zwar nachts geschlafen, ist am nächsten Tag aber trotzdem schlapp. Bei Z-Substanzen, zu denen Ihr verschriebenes Mittel gehört, ist das nicht der Fall. Leider ist deren Suchtpotenzial aber noch höher als bei den Benzodiazepinen.“ „Das klingt ja nicht gerade vertrauenserweckend.“ Die PTA sieht Frau Gensthaler an, dass sie sich eine andere Antwort erhofft hat. Deshalb spricht sie ihr Mut zu. „Das Mittel ist ja nur zur kurzfristigen Behandlung zugelassen. Nach wenigen Tagen überprüft der Arzt den Erfolg und stimmt mit Ihnen ab, wie Sie es wieder absetzen, sodass die Einnahmezeit insgesamt nicht länger dauert als vier Wochen.“
Nebenwirkungen
Nicht nur Benzodiazepine, sondern auch die von ihnen abgeleiteten Z-Hypnotika Zolpidem und Zopiclon können zu physischer und psychischer Abhängigkeit führen. Dieses Risiko erhöht sich mit Höhe der Dosis und Zunahme der Einnahmedauer. Besonders anfällig sind Patienten, die in ihrer Vergangenheit körperlich bereits mit substanzbezogener Abhängigkeit (Alkohol, Drogen oder Arzneimittel) zu tun hatten. Eine körperliche Abhängigkeit von Z-Substanzen zeigt sich beim plötzlichen Absetzen der Mittel unter anderem durch Entzugssymptome wie Kopf- oder Muskelschmerzen, innerer Unruhe, Angst- und Spannungszuständen, Verwirrtheit und Reizbarkeit.
Rebound-Phänomene-- Auch beim bestimmungsgemäßen Ende der Behandlung kann es zu Absetzerscheinungen wie Stimmungswechsel, Angstzuständen und innerer Unruhe kommen. Ein Wiederauftreten der Schlafstörungen (Rebound-Insomnie) ist möglich. Um diese Beschwerden zu minimieren, wird empfohlen, die Dosis schrittweise zu reduzieren und das Mittel nicht plötzlich abzusetzen.
Extra
Von Zolpidem sollte stets die niedrigste wirksame Dosis verwendet werden. Diese beträgt für Erwachsene üblicherweise zehn Milligramm. Für ältere und geschwächte Patienten wie Frau Gensthaler wird eine Dosis von fünf Milligramm empfohlen, da sie empfindlicher auf den Wirkstoff reagieren können. Dieselbe Empfehlung gilt für Menschen mit Leberinsuffizienz, da sie Zolpidem langsamer verarbeiten. Nur bei unzureichender Wirkung und bei guter Verträglichkeit wird auch in diesen Fällen die Dosis auf zehn Milligramm angehoben. Bei schwerer Leberinsuffizienz, Schlaf-Apnoe-Syndrom, schwerer Ateminsuffizienz oder Myasthenia gravis darf der Wirkstoff nicht verschrieben werden. Ebenso bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren.

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Serie Fresh-up
01/2023 Febuxostat
02/2023 Zolpidem
03/2023 Candesartan
04/2023 Insulin glulisin
05/2023 Sertralin
06/2023 Fosfomycin
07/2023 Pyrantel
08/2023 Amlodipin
09/2023 Midazolam
10/2023 Oxybutynin
11/2023 Prednison
12/2023 Amoxicillin/Clavulansäure