BfR nimmt Stellung zu hochdosiertem Vitamin D

(kib) Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D gibt es in unterschiedlicher Dosierung. Manche mit hoher Dosis sollen im Abstand von mehreren Tagen bis Wochen eingenommen werden. Einige enthalten zusätzlich Vitamin K2. Ist das gesundheitlich unbedenklich? Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat das untersucht.

16.09.2025

Hand hält Kapsel mit Vitamin D in die Sonne
© Foto: ExQuisine / stock.adobe,com
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Wie es in der Mitteilung zur aktualisierten BfR-Stellungnahme heißt, können bei hohen Bolusdosen Vitamin D (z. B. 500 µg alle 20 d) im Blut Vitamin-D-Konzentrationen erreicht werden, die Studien zufolge gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Das gilt insbesondere für Personen, die bereits sehr gut mit Vitamin D versorgt sind.

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Was wurde bewertet?

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bewerteten verschiedene Dosierungen von im Handel erhältlichen Produkten:

  • Vitamin D3 mit einer Verzehrempfehlung von 175 Mikrogramm (7.000 IE) jeden 7. Tag
  • Vitamin D3 + Vitamin K2 in Kombination als Bolusgabe mit einer Verzehrempfehlung von 250 Mikrogramm Vitamin D3 (10.000 IE) und 200 Mikrogramm Vitamin K2 jeden 10. Tag
  • Vitamin D3 + Vitamin K2 in Kombination als Bolusgabe mit einer Verzehrempfehlung von 500 Mikrogramm Vitamin D3 (20.000 IE) und 200 Mikrogramm Vitamin K2 jeden 20. Tag

Die BfR-Experten konnten keine Studien identifiziert, in denen die gesundheitlichen Effekte von 175 µg Vitamin D alle sieben Tage oder von 250 oder 500 µg Vitamin D und 200 µg Vitamin K2 mit den vorgesehenen Einnahme-Zeitintervallen von zehn oder 20 Tagen untersucht wurden.

Für ihre Risikobewertung zogen sie daher pharmakokinetische Aspekte des Vitamin D-Metabolismus sowie Ergebnisse aus Humanstudien heran, in denen Bolusgaben von Vitamin D in Zeitintervallen gegeben wurden, die den hier bewerteten relativ nahekamen. 

Wie wird das Risiko eingeschätzt?

Durch die Einnahme von 250 µg (10.000 IE) Vitamin D jeden zehnten Tag oder 175 µg (7.000 IE) Vitamin D jeden siebten Tag  werden mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Serumspiegel in Höhe von 100 Nanomol pro Liter (40 ng/ml) erreicht, berichtet das BfR.

Daher bestehe bei diesen Dosierungs-/Einnahmeschemata ein geringeres Risiko für unerwünschte gesundheitliche Effekte wie das Auftreten einer Hypercalcämie.

Anders sieht es bei Präparaten mit einer Bolusgabe von 500 µg (20.000 IE) Vitamin D3 jeden 20. Tag aus, vor allem, wenn die Vitamin-D-Versorgung bereits mehr als gut ist (25-OH-D-Spiegel > 70 nmol/l bzw. 28 ng/ml). Hier können aus Sicht der Fachleute 25-OH-D-Serumwerte in einen Bereich von 100 Nanomol pro Liter (40 ng/ml) erreicht werden.

Entsprechende Serumwerte waren in Interventions- und Beobachtungsstudien mit negativen gesundheitlichen Effekten und einer erhöhten Gesamtmortalität assoziiert. Unter anderem könne das Risiko von Stürzen und von Knochenbrüchen steigen.

In anderen Studien wurden zwar (bei zum Teil niedrigeren Dosierungen) keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen, aber auch kein gesundheitlicher Nutzen festgestellt.

Hier geht’s zur Stellungnahme des BfR

Die vollständige Stellungnahme „Einnahme hoher Einzeldosen Vitamin D über Nahrungsergänzungsmittel im Abstand von Tagen oder Wochen birgt gesundheitliche Risiken“ vom 3. September 2025 können Sie online einsehen.

Unzureichende Datenlage für Vitamin K2

Welche gesundheitlichen Effekte sich aus einer kombinierten Bolusgabe von Vitamin D und 200 µg Vitamin K2 ergeben könnten, darüber ist derzeit nichts bekannt. Die verfügbaren Studien sprechen für ein geringes gesundheitliches Risiko von Vitamin K2 für die gesunde Allgemeinbevölkerung.

Dennoch schwächt Vitamin K2 den therapeutischen Effekt oraler Antikoagulanzien vom Cumarin-Typ (Vitamin-K-Antagonisten) deutlicher ab als Vitamin K1 aus pflanzlichen Lebensmitteln.

Patienten unter einer solchen medikamentösen Therapie wird geraten, ihre Vitamin K-Zufuhr möglichst konstant zu halten und Vitamin K-haltige Nahrungsergänzungsmittel nur unter ärztlicher Kontrolle zu verwenden.

Einnahmefehler nicht auszuschließen

Nach Ansicht des BfR ist bei Nahrungsergänzungsmitteln, die in bestimmten zeitlichen Abständen als Bolusdosis eingenommen werden sollen, zudem problematisch, dass sich das Risiko von Einnahmefehlern erhöht.

So können diese versehentlich häufiger eingenommen werden als vorgesehen, beispielsweise täglich statt alle 20, zehn oder sieben Tage. Damit steigt das Risiko gesundheitlicher Beeinträchtigungen.

Besser niedriger dosiert und täglich

Vor diesem Hintergrund empfiehlt das BfR daher, im Bedarfsfall ein Präparat mit geringerer Dosierung täglich einzunehmen. Als Höchstmenge in Nahrungsergänzungsmitteln sollten es nicht mehr als 20 Mikrogramm Vitamin D (800 IE) pro Tagesdosis sein. Hierdurch sei auch langfristig unter Berücksichtigung weiterer Vitamin D-Quellen keine gesundheitlichen Risiken zu erwarten.

Bolusdosen mit Vitamin D und Vitamin K sollten nur auf ärztliche Anweisung und unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden.

Keine Aussage zu Arzneimitteln

Die vorliegende Stellungnahme bewertet ausschließlich die Einnahme hoher Bolusdosen Vitamin D über Nahrungsergänzungsmittel.

Arzneimittel mit Vitamin D sind nicht Gegenstand dieser Stellungnahme. Diese können in unterschiedlichen Dosierungen und mit unterschiedlichen Anwendungsschemata bei bestimmten Erkrankungen zur Vorbeugung oder bei Mangelzuständen ärztlich verschrieben werden.

Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung

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