Apotheken: Ökologisch nachhaltig

Der ökologische Fußabdruck im Gesundheitswesen ist mit Blick auf den Klima- und Umweltschutz nicht zu vernachlässigen. Tipps, wie Apothekenteams ihn verringern können, gibt ein aktueller Leitfaden.

von Kirsten Bechtold
29.09.2025

PTA reicht Kundin Tüte.
© Foto: Unaihuiziphotography / Getty Images / iStockphoto (Symbolbild mit Fotomodell)
Anzeige

Der vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte Leitfaden „Ökologische Nachhaltigkeit in Apotheken“ ist im Rahmen des Fraunhofer-Projekts „Ökologische Nachhaltigkeit im ambulanten Gesundheitswesen“ entstanden. Daran beteiligt waren die ABDA, die Apothekerkammer Berlin, Pharmacists for Future und die Falken-Apotheke Weissensee.

Aktueller Podcast

Zehn Maßnahmen zur sofortigen Umsetzung*

Handlungsfeld

Maßnahme

Medikamente

Informieren Sie die Kundschaft zur richtigen Lagerung, Einnahme und Entsorgung.

Qualitätsmanagement

Benennen Sie ein Teammitglied als Klimabeauftragten und nehmen die klimasensible Arbeitsweise in das Qualitätsmanagement auf.

Warenlager

Bündeln Sie Bestellungen und optimieren Ihr Warenlager.

Einkauf

Kaufen Sie regional und nachhaltig ein.

Entsorgung

Trennen Sie Müll und entsorgen ihn korrekt.

Müllvermeidung

Nutzen Sie Mehrweg-, Recycling- und nachfüllbare Produkte, um Müll zu vermeiden.

Apothekenräume

Gestalten Sie die Arbeitsräume umweltfreundlich.

Arbeitsprozesse

Digitalisieren Sie Ihre Arbeitsprozesse.

E-Mobilität

Nutzen Sie E-Bikes und E-Autos.

Botendienst

Nutzen Sie spezifische Software oder KI für eine effiziente Routenplanung.

*in Anlehnung an den Leitfaden „Ökologische Nachhaltigkeit in Apotheken“

Ziel ist es, Apotheken mit Informationen und praktischen Empfehlungen sowie Checklisten zum Nachverfolgen der bisher ergriffenen Maßnahmen dabei zu unterstützen, ökologisch nachhaltig zu werden. 

Fünf-R-Regel

Möchte Ihre Apotheke nachhaltiger werden, können Sie sich grob an der Fünf-R-Regel orientieren: reduce (reduzieren), refuse (ablehnen), reuse (wiederverwenden), rethink (überdenken), recycle (recyclen).

Reduce-- Reduzieren bedeutet, dass Sie den Verbrauch von Ressourcen, Materialien (z. B. Handschuhe, Mundschutz, Kittel, Papier, Bonrollen) und ggf. Dienstleistungen minimieren, wenn diese nicht erforderlich sind. Durch bewusste Entscheidungen und die Vermeidung von Überkonsum lässt sich der ökologische Fußabdruck verringern.

Refuse-- Treffen Sie bewusste Entscheidungen, um Produkte oder Dienstleistungen abzulehnen, die schädlich für die Umwelt sind oder die man nicht wirklich benötigt.

Reuse-- Anstatt Dinge wegzuwerfen, sollten sie wiederverwendet werden. Dies kann bedeuten, dass man alte Gegenstände für neue Zwecke nutzt oder Second-Hand-Artikel kauft, um die Lebensdauer von Produkten zu verlängern.

Rethink-- Diese Komponente fordert dazu auf, die eigene Denkweise über Prozesse und die Organisation in der Apotheke zu hinterfragen. Es geht darum, alternative Ansätze zu finden, die nachhaltiger sind und weniger Auswirkungen auf die Umwelt haben.

Recycle-- Recycling bezieht sich auf die Wiederverwertung von Materialien, um neue Produkte herzustellen. Auch der Aspekt „Umwandlung organischer Abfälle und Rückführung in den Lebenszyklus“ fällt unter diesen Punkt.

Beispiele guter Praxis

Der Leitfaden nennt Beispiele, auf die Sie auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit in der Apotheke zurückgreifen können. So unterstützt die S2k-Leitlinie „Klimabewusste Verordnung von Inhalativa“ dabei, Patienten im Rahmen der pharmazeutischen Dienstleistung „Inhalativa“ zu identifizieren, die auf umweltfreundliche Alternativen umgestellt werden können. Die Medicine Carbon Footprint Formulary gibt den Fußabdruck pro Dosis für viele der häufig eingesetzten Medikamente an (auf Englisch, Anmeldung notwendig). Das Umweltbundesamt stellt ein Portal mit Fachinformationen rund um das Thema Humanarzneimittel und Umweltverträglichkeit zur Verfügung.

Die ABDA bietet Informationsmaterial zu Hitzeschutztipps an, die Sie an Ihre Kundinnen und Kunden weitergeben können. Sensibilisieren Sie zudem für das Thema mithilfe von Social Media, um regelmäßig auf Kampagnen und klimabezogene Beratung aufmerksam zu machen sowie auf die Vorsorge oder auch auf Veranstaltungen hinzuweisen.

Die Klima Docs bieten Broschüren zu unterschiedlichen Themen von gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels für Patienten. Die Pharmacists for Future bieten über ihren Youtube-Kanal die Fortbildungsreihe „Nachhaltigkeit von Arzneistoffen und Umweltschutz im Pharmasektor“ für pharmazeutisches, medizinisches und Pflegepersonal sowie Nachhaltigkeitsbeauftragte an. Die Fortbildung ist online und umfasst sechs anschauliche Videos.

Vorbild sein

Für alle im Leitfaden genannten Maßnahmen gilt: Seien Sie Vorbild! Motivieren und inspirieren Sie andere Menschen mit Ihrem eigenen Verhalten, ebenfalls auf ökologische Nachhaltigkeit zu achten. Hierzu gehört auch, mit Siegeln, Hinweisen oder Plakaten im Verkaufsraum darauf hinzuweisen, was Ihre Apotheke alles für den Umwelt- und Klimaschutz tut.

Und seien Sie geduldig: Neue Routinen und Maßnahmen einzuführen, braucht Zeit. Meist dauert es mehrere Wochen, wenn nicht sogar mehrere Monate, bis Neues akzeptiert und zur Gewohnheit wird.

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *
Inhaltsverzeichnis