Wann Sporttreibende von einer Nahrungsergänzung profitieren

(kib) Wie können Sportlerinnen und Sportler ihre Leistungsfähigkeit steigern? Zahlreiche Fachgesellschaften empfehlen dazu die „Food first-Strategie“, also eine an Training- und Wettkampfbelastungen angepasste, ausgewogene Ernährung. Nun zeigt eine aktuelle Studie: In manchen Situationen kann der Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln durchaus sinnvoll sein.

28.04.2025

Laufender Mensch aus Tabletten und Kapseln dargestellt
© Foto: Sasha Brazhnik / Getty Images / iStock
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Die Risiko-Nutzen-Analyse führten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Departments für Ernährungswissenschaften der Universität Wien und der Universität für Weiterbildung Krems durch. Im Vorfeld des 40. GOTS-Kongress (15. bis 17. Mai, Krems) stellen sie einige Ergebnisse vor.

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Food first, but not always food only

„Eine gute fachliche Evidenz haben je nach Art und Intensität des Sports und in jeweils sportartspezifischen Situationen Sportgetränke, kohlenhydratreiche Energieriegel, Gele und Proteinsupplemente, Eisen, Multivitamine, Vitamin D und Probiotika“, erklärt der Forschungsbereichsleiter Oliver Neubauer.

Diese Produkte sichern den Bedarf an Energie, Kohlenhydraten und Flüssigkeit unmittelbar vor und während intensiver und langer Ausdauerbelastungen, wie einem (Halb-)Marathon.

Bei einer Belastungsdauer von 45 bis 75 Minuten reichen für eine leistungsfördernde Wirkung bereits geringe Mengen an Kohlenhydraten. Bei einer Belastungsdauer ab einer Stunde bis zweieinhalb Stunden wird eine Zufuhr von 30 bis 60 Gramm Kohlenhydraten pro Stunde empfohlen, ab zweieinhalb Stunden 60 bis 90 Gramm pro Stunde, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Energieriegel sollten Kohlenhydrate in leicht verdaulicher und schnell absorbierbarer Form enthalten. Bei extremen Belastungen, unter Hitzebedingungen und bei hohen Schweißverlusten sollten Sportlerinnen und Sportler auf die Beigabe von Natrium in Sportgetränken achten.

Proteinsupplemente

Proteine (Eiweiße) sorgen nach dem Training für die Neubildung körpereigener Proteine als molekulare Basis für Anpassungen an Kraft- und Ausdauertraining. Grundsätzlich kann ein trainingsbedingter Mehrbedarf von 1,2 bis 2 Gramm Proteinen pro Kilogramm Körpergewicht (abhängig von der Trainingsgesamtbelastung) sehr gut über eine geeignete Zusammenstellung natürlicher Lebensmittel abgedeckt werden.

Dies gilt auch für die empfohlene Zufuhr von 20 bis 30 Gramm hochwertigen Proteinen in der unmittelbaren Regenerationsphase nach intensivem Training, um die muskuläre Proteinneubildung zu optimieren. Proteinsupplemente bieten keinen physiologischen Vorteil im Vergleich zu Lebensmitteln.

Mikronährstoff-Supplemente

Zu möglicherweise kritischen Mikronährstoffen in sportartspezifischen Situationen zählen Eisen, Calcium, Natrium und Vitamin D. Potenzielle Ursachen für eine Unterversorgung sind sportassoziierte Verluste (z. B. über den Schweiß), ein trainingsbedingter Mehrbedarf (z. B. durch einen gesteigerten Energieumsatz), und sportartspezifische Ernährungsweisen (z. B. in Phasen der Gewichtsreduktion).

Ein möglicher sportbedingter Mehrbedarf bei Mineralstoffen und Vitaminen ist schwierig zu bestimmen. Allerdings kann auch ein theoretischer Mehrbedarf im Bereich von etwa 100 bis 200 Prozent der Referenzwerte für die Allgemeinbevölkerung in der Regel sehr gut durch eine ausgewogene und energiebilanzierte Ernährung erreicht werden.

Multi-Vitamin-/Mineralstoff-Präparate sind nur in bestimmten Situationen sinnvoll und es muss auf eine „physiologische“ Dosierung geachtet werden. Einen möglichen Nutzen, aber noch unzureichend erforscht, bieten isolierte Polyphenole, Kollagen-Protein, Carnitin und Fischöl.

Keinen gesicherten Nutzen haben dagegen Magnesium, Beta-Hydroxy-beta-Methylbutyrat (HMB) und verzweigtkettige Aminosäuren (BCAAs)/Leucin.

Fazit

Sowohl für den Breiten- als auch für den Spitzensport bietet eine ausgewogene Lebensmittelauswahl ein enormes Potenzial. In den letzten Jahren wurden zahlreiche lebensmittelbasierte Empfehlungen für eine an Trainingsbelastungen angepassten Ernährung entwickelt und validiert. Anschauliche Beispiele sind die Lebensmittelpyramide für Sportler und Sportlerinnen der Swiss Sports Nutrition Society oder „The Athlete’s Plate“.

Für alle Freizeitsportler gilt: Nahrungsergänzungsmittel sind nur sinnvoll in Situationen, in denen die bedarfsdeckende Aufnahme von Energie, Nährstoffen (besonders Kohlenhydrate) und Flüssigkeit in Form von „natürlichen“ Lebensmitteln nicht praktikabel ist. Oder bei einem klinisch diagnostiziertem Nährstoffmangel.

Quelle: IDW

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