Serie Fresh-up: Ciclosporin

Die Immunabwehr spielt bei vielen Erkrankungen eine bedeutende Rolle. So kann das aus einem Schlauchpilz gewonnene Immunsuppressivum Ciclosporin nicht nur in der Transplantationsmedizin eingesetzt werden, sondern unter anderem auch bei Psoriasis.

von Petra Schicketanz
29.09.2025

Psoriasis an den Armen
© Foto: fusssergei / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)
Anzeige

Weil Menschen mit Psoriasis sehr unterschiedlich auf Ciclosporin ansprechen, wird die Dosis individuell eingestellt.

Aktueller Podcast

Mürrisch und unausgeschlafen steht Marco Paulsen in der Apotheke und rubbelt sich entnervt über den langen Ärmel seines dunklen Shirts. Als die PTA das Rezept von seiner Gesundheitskarte lädt, bemerkt sie die unzähligen silbrigweißen Schuppen, die wie Schnee auf seinen Schultern liegen. Nicht zum ersten Mal bedient sie den 32-jährigen Kunden, der seit drei Jahren unter einer heftigen Psoriasis leidet.

„Gerade ist es mal wieder sehr schlimm mit der Haut, nicht wahr?“, fragt sie ihn. Sein „Ja“ klingt fast wie ein Stöhnen.
„Deshalb soll ich eine neue Therapie probieren mit Ciclosporin. Ich habe versucht, mich dazu in meiner Selbsthilfegruppe zu informieren, aber da schreibt ja jeder etwas anderes in den Chat.“
„Das glaube ich Ihnen sofort“, stimmt die PTA zu, „denn bei jedem Patient zeigt die Psoriasis ein anderes Gesicht. Dementsprechend schlagen die einzelnen Therapiemöglichkeiten ganz unterschiedlich an.“

Hintergrund

Umgangssprachlich nennt man Psoriasis Schuppenflechte und beschreibt damit eines der typischen Symptome, nämlich die entzündlich gerötete, heftig juckende, schuppende Haut. Doch es handelt sich dabei nicht um eine erworbene Hauterkrankung, denn die chronische Erkrankung ist genetisch bedingt und kann auch die Gelenke befallen sowie wie die Augen und andere Organe.

Durch einen Immunprozess, der sich gegen körpereigene Zellen richtet, altern die Hautzellen in inselförmigen Bereichen mehr als viermal so schnell wie normal. Sie bilden grobe, leicht ablösbare Schuppen mit talgartiger Konsistenz, unter denen die Lederhaut heftig gerötet sichtbar ist. Oft lassen sich die Schuppen bis in tiefere Hautschichten abheben, was eine punktförmige Blutung auslöst. Andere Erscheinungsformen sind beispielsweise inselförmiger Haarausfall oder Nagelveränderungen wie Tüpfel- oder Ölnägel bis hin zur krümeligen Zerstörung des Nagels.

Obwohl die Optik häufig stigmatisierend wirkt, muss niemand befürchten, sich über Kontakt mit den entzündeten Hautstellen anzustecken. Trotzdem löst die Autoimmunkrankheit bei vielen der mehr als zwei Millionen Erkrankten in Deutschland Scham und Rückzugstendenzen aus. Darunter leidet die Psyche, und Depressionen sind nicht selten.

Hinweis

„Ciclosporin ist ein hoch wirksames Immunsuppressivum“, erklärt die PTA dem Kunden. „Es hemmt als Calcineurin-Inhibitor die Bildung und Freisetzung von Lymphokinen. Das sind Botenstoffe des Immunsystems. Ihr Fehlen verringert die Produktion und Aktivierung von Lymphozyten. Diese weißen Blutkörperchen sind als Zellen des Immunsystems für die zahlreichen Beschwerden Ihrer Psoriasis verantwortlich.“

„Dann wird meine Erkrankung durch Ciclosporin geheilt?“, fragt Paulsen hoffnungsvoll.
„Ursache der Erkrankung ist ein Gendefekt. Den kann das Mittel nicht heilen, aber immerhin kann es seine Folgen lindern“, berichtigt die PTA.

Anschließend erklärt sie ihm die Einnahme: „Da Menschen mit Psoriasis sehr unterschiedlich auf Ciclosporin ansprechen, wird die Dosis individuell eingestellt. Zu Beginn der Behandlung werden üblicherweise täglich 2,5 mg/kg KG auf zwei Einzeldosen verteilt eingenommen. Wird damit keine Besserung erzielt, kann die Dosierung angehoben werden, sollte aber die Tagesdosis von 5,0 mg/kg KG nicht überschreiten. In schweren Fällen ist es sogar möglich, direkt mit dieser Dosierung zu beginnen, wenn ein rasches Anschlagen der Therapie nötig ist. In diesem Fall wird später auf die niedrigste wirksame Erhaltungsdosis zurückgestuft.“

Extra

„Bei der Anwendung des Immunsuppressivums kann es leichter zu Infektionen aller Art kommen“, informiert die PTA den Kunden. „Das Immunsystem kontrolliert ununterbrochen die körpereigenen Zellen auf Entartung. Eine Hemmung begünstigt die Entstehung gut- oder bösartiger Lymphome sowie von Malignomen. Deshalb sollten Sie sich aktiv vor Hautkrebs schützen und Sonnenlicht und selbst eine therapeutische UV-Bestrahlung meiden.

Darüber hinaus wirkt die Substanz nieren- und lebertoxisch. Daher kontrolliert der Arzt vor der Erstverordnung und während der Therapie Nieren- und Leberwerte sowie Blutdruck und Blutlipide, die beide unter der Therapie ansteigen können. Dasselbe gilt für Kalium- und Harnsäurewerte. Der Magnesiumspiegel kann dagegen abfallen, was sich leicht ausgleichen lässt.“ Am Ende der Beratung bietet die PTA Marco Paulsen an, sämtliche Medikamente, die er zusätzlich einnimmt, auf Wechselwirkungen mit Ciclosporin zu testen.

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *
Inhaltsverzeichnis